So praktizierst du Dankbarkeit für und mit deiner Kunst

Ich wünsche mir für dich, dass du deine Kreativität und deine Bilder lieben und schätzen lernst, egal wie sie aussehen, dass du motiviert am Malen dranbleibst und maximal von dessen positiven Effekten profitierst. Dieser Artikel zu meiner kreativen Dankbarkeitspraxis kann vielleicht einen kleinen Beitrag dazu leisten.

Du hast zu viele Bilder und/oder findest einige davon zu hässlich?

Alle, die regelmäßig und viel malen kennen das wahrscheinlich: Nicht alle Bilder und Skizzen landen an der Wand. Die allermeisten tun das nicht und es muss ja auch nicht sein, dass wir unsere ganze Wohnung damit tapezieren. Platz ist begrenzt und wir können nicht alles aufheben, daher ist es hilfreich, wenn wir auch Loslassen können. (Solltest du jetzt denken, dieses Problem hätte ich gerne, weil dir oftmals nichts einfällt und du beim Malen bisher nicht so produktiv warst, lässt sich das durch die „Glücklichen Zufälle“ sehr schnell ändern.)

Bei meiner Mutmalerei geht es vor allem um den Malprozess und weniger um das Bildergebnis. Wenn mich ein Bild ein Stück begleitet und mir gute Gedanken mitgegeben hat, kann ich mich daher meistens leichten Herzens davon trennen. Trotzdem gibt es mir ein gutes Gefühl, wenn ich eine kleine Erinnerung daran zum Anfassen und Anschauen behalte, damit das gemeinsam Erlebte nicht in Vergessenheit gerät und langfristig seine Wirkung entfalten kann.

Hässliche Bilder sind, sofern es sie überhaupt gibt, etwas Wunderbares. Wir sollten uns sowieso viel häufiger erlauben, ein hässliches Bild zu malen, das ist so befreiend. Ein Bild, das nicht klassisch schön sein muss, wo scheinbar gar nichts stimmen darf oder das auf den ersten Blick sogar abschreckend wirkt. Warum das so ist, kannst du im meinem Blogartikel „Warum du unbedingt ein hässliches Bild malen solltest“ lesen.

Egal, was davon auf dich zutrifft, probier mal die folgende „kreative Dankbarkeitspraxis“ aus.

Idee für eine Art kreative Dankbarkeitspraxis

Mein Vorschlag ist ganz simpel. Bevor ein Bild oder eine Skizze dem Altpapier in der Tonne Gesellschaft leistet, schau es dir nochmal in Ruhe an und finde mindestens eine kleine Lieblingsstelle im Bild, also einen Bildausschnitt, den du magst.

Diese Lieblingsstelle schneidest du aus, egal ob mit der Schere, einem Papiermesser, einem Stanzer (gibt es für verschiedene Formen) oder mit der Hand.

Tauche noch einmal kurz in deinen Bildausschnitt ein. Was magst du daran? Welche positiven Gedanken und Gefühle löst er bei dir aus? Das hast du gemacht! Danke dafür.

Was tun mit den Bildausschnitten?

Am liebsten nehme ich mir meinen Bildsucher, den ich mir wie im Bild zu sehen aus Karton gemacht habe, und schneide mir gleich große, quadratische Lieblingsstellen aus, die ich dann als Collage zu einem neuen Gesamtbild zusammenstelle. Entweder in chronologischer Reihenfolge ein Quadrat neben das andere kleben, bis das große Bildformat komplett gefüllt ist, oder vorhandene Quadrate per Zufall oder mit Absicht zu einem neuen Bild anordnen. Für die Zufallsvariante kannst du die Teile verdeckt wie beim Memory vor dich auf den Tisch legen und dann eins nach dem anderen aufdecken und aufkleben wie es gerade kommt.

Du könntest auch mit einem Motivstanzer Herzen oder andere Formen ausschneiden, die dann dort aufgebracht werden, wo sie dich immer wieder an die Momente der Dankbarkeit erinnern, z. B. ins Tagebuch/Art Journal, an Tür oder Kühlschrank, als Rahmen um den Spiegel, als Collage in ein neues Bild oder gesammelt in einem Bonbonglas, wo du dir immer wieder mal ein Herz ziehen kannst, um nochmal in das Motiv einzutauchen. Notiere dir für diesen Zweck auf der Rückseite kurz ein paar positive Worte, warum du gerade diese Stelle im Bild ausgeschnitten hast und was du damit verbindest. Am besten, du machst das direkt nach dem Ausschneiden, wenn deine Gefühle und Gedanken dazu noch präsent sind.

Du magst Collagen? Dann reiße deine Lieblingsstelle einfach mit der Hand aus. So bist du ganz flexibel in der Form.

Egal, welche Variante du wählst, kannst du anschließend in dein Bild hinein malen, es durch ein paar gezielte Linien ergänzen oder du nutzt die Collage als Hintergrund für etwas ganz Neues, das daraus entstehen darf.

Jeder deiner Bildausschnitte kann natürlich auch als Miniaturbild für sich stehen und macht sich zum Beispiel gut auf einer Postkarte. Oder du erstellst gleich eine ganze Bilderserie aus den Miniaturen, im Rudel machen sie nämlich noch mehr Eindruck. Für eine Serie wähle ich gerne solche aus, die etwas gemeinsam haben und sich ähnlich sind in Form, Farbe oder Motiv, so dass die Zusammengehörigkeit sofort erkennbar ist und sich leicht ein Titelthema findet.

Hier siehst du ein Beispiel mit Lieblingsausschnitten aus einem Basisbild.

Mache es dir zur Gewohnheit, den Wert in deinem Bild zu entdecken, irgendeinen positiven Impuls und sei er noch so klein.

Für Inchies reicht es bestimmt. Unten im Bild habe ich ein paar Lieblingsausschnitte im Inchie-Format ausgestanzt und in zufälliger Reihenfolge auf eine Postkarte geklebt:

Wozu Dankbarkeit praktizieren gut ist

Gerade wenn wir nicht gut drauf sind, ist es gar nicht so einfach mit der Dankbarkeit und dieses Gewese darum kann bisweilen schon mal richtig nerven. Wichtig und wertvoll ist es trotzdem, besonders dann, wenn uns eigentlich gar nicht danach ist. Dankbarkeit ist nämlich kein Zustand, sondern eine Entscheidung. Und die wirkt sich nachgewiesenermaßen positiv auf depressive Verstimmungen oder Stressempfinden aus. Mehr gute Gedanken und Lebensfreude, das ist doch was.

Das, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest, bekommt mehr Raum in deinem Leben, entfaltet seine Wirkung und tritt dann gefühlt und auch tatsächlich häufiger auf. Klar, was passiert, wenn du dich ständig darüber aufregst und damit beschäftigst, was blöd läuft, traurig oder ärgerlich ist, oder?

Egal, ob du dir die positiven Effekte einer Dankbarkeitspraxis jetzt vorstellen kannst oder nicht, es ist einen Versuch wert. Probiere es einfach mal über einen längeren Zeitraum von mindestens 2 Monaten konsequent aus und beobachte, was passiert. Du wirst positiv überrascht sein!

Dankbarkeit verschafft dir Zugang zu deinen Gefühlen. Du lernst dich selbst dabei besser kennen, weißt um deine Bedürfnisse, was dir Freude macht und gefällt. Das ist doch eine gute Voraussetzung für mehr Glück und Zufriedenheit, oder? Mit dieser Klarheit im Hinterkopf weißt du nämlich ganz genau, was du mehr tun oder lassen solltest, damit es dir gut geht.

Dankbarkeit für deine Bilder oder zumindest Teile davon stärkt die Verbindung zu deiner Kreativität und hilft dir beim Dranbleiben, wenn deine Motivation sich mal für eine Weile verabschiedet hat.

Außerdem ist sie eine effektive Waffe gegen den leidigen Perfektionismus, der uns manchmal blockiert, und bringt unseren inneren Kritiker zum Schweigen. Wir lernen dabei, den Wert und das Schöne zu entdecken, wo wir es zunächst überhaupt nicht vermuten und wahrhaben können.

Das gilt nicht nur für unsere Bilder, deshalb mach es dir ruhig zur Gewohnheit, abends, bevor der Tag zu Ende geht, nochmal kurz zu reflektieren, wofür du heute dankbar sein kannst. Was hat dir Freude gemacht? Worüber hast du gelacht? Was ist dir gelungen? Wenn du ein Tagebuch führst, schreib es auch auf.

Keine Sorge, du brauchst nicht ewig zu grübeln, bis du eine lange Liste zusammen hast. 1-3 Sachen reichen völlig aus, mehr wird es mit der Zeit von ganz allein, weil du mit der Übung einen Blick für diese Dinge bekommst.

Wertschätzung deiner Kreativität und Schöpferkraft, die ins Bild geflossen sind, ist gleichzeitig Selbstwertschätzung, denn du hast dir Zeit für dich zum Malen genommen. Die gesammelten Ausschnitte dokumentieren das und können dich immer an diese kleinen Momente erinnern und daran, wie wichtig es ist, dass du dir diese Qualitätszeit nur für dich erlaubst.

In diesen kleinen Bildausschnitt, der für mich eine abstrakte Landschaft darstellt, habe ich mich richtig verliebt. 

Das Bild in seiner Gesamtheit hat mir jedoch nicht besonders gefallen und ist in der Tonne gelandet.

Es hat sich gelohnt, nochmal genauer hinzuschauen und wäre doch zu schade um diese kleine Kostbarkeit gewesen.

Kannst du was mit der Idee einer kreativen Dankbarkeitspraxis anfangen? Probiere es einfach mal aus und berichte von deinen Erfahrungen. Vielleicht bekomme ich ja sogar mal ein Foto eines deiner Lieblingsausschnitte zu sehen, das würde mich freuen.

Also dann viel Spaß und nur Mut!

Katrin

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Manuela Zips

    Hallo Katrin,
    ich bin über Pinterest auf deine Seite gestoßen und habe diesen Artikel mit Begeisterung gelesen. Ich glaube ein Satz steht vielen Menschen häufig im Weg: „Ich kann nicht malen.“ So eine war ich auch und dann habe ich mich an verschiedenen kreativen Themen ausprobiert und gemerkt wie gut mir allein der Schaffensprozess tut. Und nun hast Du hier einen, wie ich finde, sehr wertvollen Tipp gegeben, wenn man mal nicht zufrieden mit einem Bild ist. Die Ausschnitte, die einem gefallen, zu sammeln und etwas neues kreieren. Eine wunderbare Idee.
    Das ist ein toller Artikel bzw. deine Seite insgesamt ist ansprechend und bereichernd. Es macht viel Freude hier zu stöbern.

    Liebe Grüße
    Manu

    1. Mutmalerei

      Liebe Manu, danke für dein Feedback! Das stimmt wohl, dabei sind wir gar nicht „zu viel/wenig irgendwas“, sondern genau richtig und gut (genug) so wie wir sind, ebenso unser kreatives Schaffen.

  2. Arlette

    Hallo Katrin,
    ich kann Manu nur zustimmen! Ich bin ebenfalls zufällig über Pinterest auf diesen Artikel gestossen und er spricht mir aus dem Herzen! Ich praktiziere – oder versuche zumindest – Beides. Dankbarkeit und malen. Dies aber zusammen zu sehen und zu wertschätzen, so simpel es auch klingt, da bin ich so noch nicht darauf gekommen. Das ist ein wundervoller Tipp, auch nur Auszüge aus einem vermeintlich schlechten Bild herauszupicken und für ein Eigenes kleines Kunstwerk zu betrachten oder es für ein Neues zu gebrauchen, herrlich! Danke, dass du deine Ideen hier teilst!
    Liebe Grüsse
    Arlette

    1. Mutmalerei

      Viele tolle Entdeckungen in und mit deinen Bildern wünsche ich dir, liebe Arlette!

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