Mut zu echten Begegnungen und wie das Malen dabei helfen kann

Neulich bei meiner kreativen Morgenroutine entstand das Bild unten, das mich über Begegnungen hat nachdenken lassen.

Gerade in diesen Zeiten sind zwischenmenschliche Kontakte und echte Begegnungen besonders wichtig und leider Mangelware. Sogar ein Einsiedlerkrebs wie ich, der sehr gut alleine sein und Gesellschaft nur in geringen Dosen vertragen kann, merke das. Auch unabhängig von der aktuellen Situation habe ich den Eindruck, dass echte Begegnungen eher selten sind.

Mit echt meine ich solche, bei denen wir sein können, wie wir eben sind, ganz unverstellt und in keiner Rolle gefangen. Wo aufrichtiges Interesse am Gegenüber da ist und die Frage „Wie geht es dir?“ umfassend und ehrlich beantwortet werden kann, auch wenn es gerade nicht so rosig aussieht. Meist antworten wir in Floskeln wie „muss“, „gut“, „läuft“, „geht so“. Mehr als ein bisschen oberflächlicher Smalltalk ist oftmals gar nicht erwünscht und eine ehrliche, tiefergehende Antwort kann dann zu Irritationen oder peinlichem Berührtsein beim anderen führen. Too much information.

Nimmst du das ähnlich wahr, oder sehen deine Erfahrungen ganz anders aus?

Voraussetzungen für echte Begegnungen

Echte Begegnungen erfordern Mut, denn wir stellen uns dem, was wirklich da ist, und das ist nicht immer harmonisch, schön und angenehm.

Neben Mut bedarf es Aufmerksamkeit, Empathie, Offenheit, Verständnis, gute Kommunikationsfähigkeiten (s.u.), Geduld, Gelassenheit, Selbstbewusstsein und bestimmt noch vieles mehr, um eine echte Begegnung bereichernd und konstruktiv gestalten zu können.

Das alles ist in Kombination kein Selbstläufer, für mich jedenfalls nicht, ich muss mich aktiv darum bemühen und reichlich Energie investieren. Wenn du auch eher introvertiert bist, kennst du bestimmt das Gefühl, dich nach einer Begegnung etwas erschöpft zu fühlen, selbst wenn es eine angenehme war.

Das intuitive Malen ist eine gute Möglichkeit, dir selbst zu begegnen und wieder näher zu kommen

Um mit einem anderen Menschen tiefer in Kontakt zu kommen, braucht es einen guten Kontakt zu dir selbst und dazu kann das intuitive Malen eine Menge beitragen. Dabei zeigt sich schon im Kleinen, wie du so tickst, denkst und handelst.

Wie begegnest du eigentlich dir selbst?

Kannst du dich gut leiden und zeigst dich dir selbst gegenüber authentisch?

Traust du dich z. B. ein „hässliches Bild“ zu malen?

Kannst du ohne negative Bewertung auf das schauen, was beim Malen so zum Ausdruck kommt und einfach fließen lassen, was sich zeigen will, auch wenn es „falsch“ ist?

Machst du dir selbst immer wieder mal bewusst, wie du dich fühlst und was du gerade brauchst?

Sorgst du gut für dich?

Wenn nicht, scheinen mir echte Begegnungen mit anderen schwierig oder sogar unmöglich, zumindest aber äußerst anstrengend für alle Beteiligten. Dann lohnt es sich vielleicht, dich zunächst selbst ein bisschen besser kennen- und lieben zu lernen.

Solltest du jetzt denken, oh ja, das würde mir gut tun und du hast Lust auf eine kreative Begegnung mit dir selbst, schau dir mal die Glücklichen Zufälle an, die dich dabei unterstützen können.

Wer seine eigenen Bedürfnisse kennt und selbst die Verantwortung dafür übernimmt (die meisten Bedürfnisse können wir uns selbst erfüllen), ist freier und unabhängiger. Für das Gegenüber ist es ebenfalls sehr entlastend und angenehm, nicht mit unseren Erwartungen konfrontiert zu werden.

Durch das Malen bekommen wir wieder eine Verbindung zu unserer Intuition und lernen, dieser inneren Stimme vertrauensvoll zu folgen. Das wiederum hilft uns zu erkennen, welche Begegnungen uns gut tun oder eben nicht, was wir tun oder besser lassen sollten.

Nehmen wir mal an, das ist jetzt alles schick. Eine Sache wäre da noch, die uns echte Begegnungen verderben kann: Schlechte Kommunikation. Trotz bester Absichten wird aus einem normalen Gespräch ein handfester Streit, die Stimmung ist plötzlich gekippt und du hast keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist. Kennst du das?

Für diesen Fall möchte ich noch kurz das Thema Kommunikation ansprechen und dir ein paar Gedankenanstöße für deine nächsten Begegnungen mitgeben. Ich bin mir sicher, damit hast du spätestens in der Retrospektive eine Idee, woran es gelegen haben könnte.

Kommunikation für echte Begegnungen

Für echte Begegnungen, bei denen wir miteinander ins Gespräch kommen, ist es hilfreich, wenn wir uns verständlich ausdrücken können. Um Missverständnisse zu vermeiden und besser zu verstehen, warum eine Begegnung so gelaufen ist wie sie eben gelaufen ist, sollten wir uns klarmachen, was Kommunikation eigentlich bedeutet.

Es gibt einen Sender, der eine Nachricht an einen Empfänger übermitteln will. Während dieses Prozesses kann einiges schiefgehen. Vielleicht hat der Sender die Nachricht so verschlüsselt, dass der Empfänger sie nicht richtig entschlüsseln kann. Nicht jeder benutzt z. B. dieselben Worte, um einen Sachverhalt zu beschreiben, und schon ist da ein Missverständnis. Es kommt etwas anderes an, als eigentlich gemeint war.

Bevor wir uns in einer solchen Situation ärgern und (meistens über den anderen) aufregen, ist zunächst eine Rückmeldung sinnvoll, um zu erfahren, was ist überhaupt beim Empfänger wie angekommen. Das stimmt nämlich oftmals nicht mit dem überein, was der Sender hat übermitteln wollen und es besteht Erklärungsbedarf.

Um tiefer in die Kommunikationspsychologie einzusteigen, kann ich dir das Buch Miteinander reden 1* von Friedemann Schulz von Thun empfehlen. Dort wird sehr nachvollziehbar und verständlich erklärt, wie zwischenmenschliche Kommunikation abläuft, welche Probleme auftreten und wie wir ihnen vorbeugen können. Aha-Effekte garantiert!

Eine nützliche Erkenntnis aus dem Buch kurz für dich zusammengefasst:

Eine Nachricht enthält vier Seiten, die es zu beachten gilt.

1.   Sachinhalt (Worüber ich informiere)

2.   Selbstoffenbarung (Was ich über mich selbst mitteile)

3.   Beziehung (Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen)

4.   Appell (Wozu ich dich veranlassen möchte)

Um das Ganze etwas zu veranschaulichen, nehme ich dich mal mit in eine Situation aus meinem Alltag.

Mein Mann und ich sitzen abends auf dem Sofa und schauen fern. Ich (Sender) sage zu ihm (Empfänger): „Es ist kalt geworden.“ Wenn wir nun alle vier Seiten dieser Nachricht berücksichtigen, können wir dem entnehmen:

1.   Sachinhalt: Es ist kalt geworden.

2.   Selbstoffenbarung: Ich friere und bin zu faul aufzustehen und etwas dagegen zu tun.

3.   Beziehung: Ich denke und hoffe, dass mein Mann sich um mein Wohlergehen sorgt.

4.   Appell: Ich hätte gerne, dass mein Mann aufsteht, um mir die Decke zu holen und Holz in den Ofen nachzulegen.

Je nachdem, welcher dieser vier Aspekte gerade vom Empfängerohr gehört wird, wird wohl die Reaktion ausfallen. Da wir uns schon lange kennen, stehen in diesem Fall die Chancen für mich gut, dass er Holz nachlegt, obwohl ich die eigentliche Botschaft „Leg bitte mal Holz nach und bring mir die Decke, weil ich friere.“ nicht explizit formuliert habe.

Warum wir unsere Botschaft oft nur indirekt mitschwingen lassen, statt einfach direkt zu sagen, was wir wollen? In diesem Fall wollte ich vielleicht bewusst oder unbewusst Rücksicht auf die Beziehungsebene nehmen. Nicht, dass es so rüberkommt, als wolle ich ihn herum scheuchen. Sollte trotzdem dieser Eindruck entstanden sein und er sich herumkommandiert fühlen, kann ich immer noch zurückrudern und behaupten „Ich habe doch nur gesagt, dass es kalt geworden ist, nicht mehr und nicht weniger.“.

Nimm dir doch mal eine Gesprächssituation aus deinem Alltag heraus und analysiere sie auf diese Art. Das kann ganz spannend sein und nützliche Erkenntnisse bringen.

Ich wünsche dir gute, echte Begegnungen mit dir selbst und anderen. Viel Spaß und nur Mut!

Katrin

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