Stehst du manchmal zögernd vor der weißen Leinwand oder befürchtest, mit dem nächsten Strich dein Bild zu ruinieren? Hinter der Angst vor der weißen Leinwand oder dem weißen Blatt steckt die Angst vor dem ersten Schritt ins Ungewisse. Etwas geschehen lassen, einfach mal machen, Planungssicherheit und Kontrolle aufgeben ist manchmal gar nicht so einfach. Aber hey, no risk, no fun, da ist tatsächlich etwas dran.
Wenn wir etwas Neues wagen und einen ersten Schritt in noch unbekannte Gefilde machen sollen, ist da Leere, Dunkelheit oder einfach nur ein weißes Blatt. Was als nächstes kommt, wissen wir nicht. Der erste Schritt setzt Mut voraus und die Bereitschaft, ein gewisses Risiko einzugehen. Was, wenn sich später herausstellt, dass der Schritt in die falsche Richtung ging? Was, wenn ich mich dort in unbekanntem Gebiet verlaufe und nicht weiß, wie es weitergehen soll? Was, wenn der erste Strich auf der neuen weißen Leinwand, die nicht gerade billig war, nicht sitzt und scheiße aussieht? Dann habe ich die teure Leinwand versaut.
Neuland entdecken ist ein großes Abenteuer! Wie im wahren Leben treffen wir beim Malen mit jeder Linie und jedem Farbtupfer eine kleine Entscheidung und müssen mit den Konsequenzen umgehen. Auf der Leinwand ist das viel einfacher und daher ein super Übungsfeld. Wir machen einen Strich, lassen etwas daraus entstehen, versuchen, ihn in das Bild zu integrieren und im Zweifel fangen wir ein neues Bild an oder übermalen das alte einfach.
So kannst du malend schon mal das Mutigsein üben und diese mutige Herangehensweise später auf neue Situationen in deinen Alltag übertragen. Wenn du Muffe bekommst und der Malfluss ins Stocken gerät, weil du Angst hast, dein Bild mit dem nächsten Schritt zu ruinieren, mach dir bewusst, dass es nur ein Bild ist, nur ein bisschen Farbe und Striche auf einem Blatt Papier oder einer Leinwand.
Wenn du dich beim Malen blockiert fühlst oder negative Gefühle und Gedanken aufkommen, wirst du feststellen, dass es oftmals dieselben Herausforderungen sind, denen du auch in deinem alltäglichen Leben immer wieder begegnest (z. B. Entscheidungen treffen, Selbstkritik und –zweifel, Angst vor Fehlern, Vergleich mit anderen oder deiner Idealvorstellung, Kontrollverlust/Loslassen, Gefühle wahrnehmen und akzeptieren, negative Bewertungen, Schamgefühl, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden). Deine Malwelt und deine Alltagswelt beeinflussen sich gegenseitig und wenn du dich in der einen Welt weiterentwickelst, hilft dir das, entsprechende Schritte auch in der anderen zu gehen.
5 Tipps, wie du die Angst vor der leeren Leinwand überwinden kannst
Tipp #1: Mach dir bewusst, dass kein supertolles, geniales, meisterhaftes, preisgekröntes Kunstwerk entstehen muss. Male deine persönliche Sichtweise und deine Eindrücke, nicht die Realität. Malen soll vor allem Freude machen, daher lasse dich auf den Prozess ein und fokussiere dich nicht auf ein bestimmtes Ergebnis.
Unter 15-20 Bildern ist vielleicht eines, was mich nachhaltig begeistert und einen Platz an einer Wand bekommt. Die anderen Bilder, auch wenn sie schließlich in der Versenkung verschwinden oder übermalt werden, sind trotzdem von Wert, weil sie mich ein kleines Stück des Weges begleitet haben. Ich habe von und mit ihnen gelernt und während des Malens neue Erkenntnisse gewonnen oder zumindest einen netten, entspannten Zeitvertreib gehabt.
Tipp #2: Du hast Angst, die perfekte weiße Fläche zu versauen? Das kann vor allem vor dem allerersten Strich bzw. Schritt vorkommen. Stell dir vor, deine Kaffeetasse kippt über deine noch unbefleckte, weiße Malfläche. Mist, denkst du jetzt vielleicht und ärgerst dich. Aber jetzt, wo die Leinwand sowieso schon „eingesaut“ ist, hast du sicherlich deutlich weniger Hemmungen, darauf herum zu malen, oder? Deshalb nicht lange nachdenken, sondern einfach dafür sorgen, dass irgendetwas aufs Papier kommt. Ob du deinen Kaffee oder Rotwein als „Icebreaker“ opferst, deine Leinwand mit Gesso grundierst, gleich eine schwarze Leinwand verwendest, ein erster Farbklecks irgendwo landet oder ein dynamischer Strich mit Augen zu quer über die ganze Fläche gezogen wird, spielt keine Rolle. Hauptsache, du sorgst dafür, dass die reine, makellose Fläche nicht mehr ganz so leer ist.
Sämtliche Zufallstechniken sind dafür sehr gut geeignet, Ideen dafür findest du in meinem Blogartikel „Zufallstechniken – Macht und Zauber des Zufalls in der Mutmalerei“. Wenn erst eine Ausgangslage oder ein Hintergrund vorhanden ist, geht es viel einfacher weiter und du hast etwas, worauf du reagieren und weiter aufbauen kannst. Du könntest auch mit mehreren Leinwänden oder anderen Malgründen gleichzeitig starten. Wenn du sowieso schon dabei bist und dich für den ersten Schritt überwinden musst, erledige das doch gleich für mehrere Bilder gleichzeitig. Lege sie alle nebeneinander auf den Boden oder auf den Tisch und los geht’s!
Tipp #3: Wenn du in ein Skizzenbuch malst oder zeichnest, fang nicht auf der ersten Seite an. Gefühlsmäßig hat die erste Seite – warum auch immer – einen besonderen Stellenwert, das war schon damals im Poesiealbum so. Eine große Ehre für denjenigen, der die erste Seite beschriften durfte, meist der besten Freundin vorbehalten. Deshalb fang irgendwo mittendrin an und heb dir die erste Seite bis zum Schluss auf oder lass sie einfach leer.
Tipp #4: Gewöhn dich dran! Male/zeichne so oft wie möglich, am besten täglich, auch wenn du keine besondere Lust oder Idee hast und sei es nur eine kleine Kritzelei zwischendurch, dann ist die Hürde des Neuanfangs nicht ganz so hoch. Wenn du etwas regelmäßig und häufig tust, fällt es leichter und wird selbstverständlich.
Mal abgesehen davon wirst du durch das regelmäßige Training auch besser und selbstsicherer in dem was du tust. Du tust es einfach automatisch immer wieder, ohne groß darüber nachzudenken, und es bleibt weniger Zeit und Raum für Angst, Zweifel & Co.. Außerdem ist der erste Schritt nicht mehr so angsteinflößend, wenn du ihn schon oftmals getan hast und die Erfahrung gemacht hast, dass die Welt nicht untergeht, sondern sich sogar tolle Dinge daraus entwickelt haben.
Tipp #5: Hinterfrage bestehende Glaubenssätze. Es ist komisch, eigentlich malst du gerne und hast Spaß dran, trotzdem kommt immer wieder diese fiese Blockade auf und es fällt dir schwer, anzufangen. Hier ist es hilfreich, wenn du mal in dich gehst und dir bewusst machst, welche Gedanken über dich selbst und die Welt zu dieser Blockade beitragen und eher hinderlich sind für dein Ziel, freudig und entspannt drauflos zu malen.
Das können solche Gedanken sein wie: „Malen ist vertane Zeit, die ich sinnvoller nutzen sollte.“, „Ich kann einfach nicht malen, habe das nicht gelernt, kein Talent, andere sind besser als ich.“, „Wenn kein gutes Ergebnis dabei herauskommt, war es nur Zeitverschwendung und ist nichts wert.“, „Ich bin schon zu alt dafür, habe noch nie gemalt, Schuster bleib bei deinen Leisten.“ „Es steht mir nicht zu, ich habe es nicht verdient, Zeit und Geld in das Malen/mich/meine Hobbies zu investieren, dafür kann ich es auch nicht gut genug.“
Wenn du deine hinderlichen Glaubenssätze aufgedeckt hast, überlege dir, wie du sie so umformulieren kannst, dass sie für dich hilfreich und ermutigend sind und finde neue, positive Gedanken, die dich bei deinem Ziel (freier/ entspannter/häufiger zu malen) unterstützen. Du entscheidest selbst darüber, was du darfst, ob und wie du es tust. Du malst für dich, nicht für andere. Du kannst beim Malen keine Fehler machen, der größte Fehler wäre, dich durch solche negativen Gedanken davon abhalten zu lassen, obwohl deine innere Stimme immer wieder leise sagt „Komm, lass uns malen!“.
Alle Tipps und Tricks führen nicht dazu, dass es immer läuft oder dass du jederzeit übersprudelst vor Kreativität. Es ist ganz normal, dass wir uns immer wieder mal blockiert, unsicher oder leer fühlen. Du kannst dich aber darin üben, dass dich solche Momente nicht völlig ausbremsen, indem du weiter machst, trotzdem das tust, was du richtig, wichtig und gut findest.
Du kannst malen, auch wenn du nicht weißt, was du malen sollst. Du kannst malen, obwohl du dich gerade völlig träge, unkreativ und ideenlos fühlst. Nimm den Stift oder den Pinsel und fang an, ziehe eine Linie, setze einen Punkt, spritze Farbe aufs Papier, ganz egal, Hauptsache, du machst etwas und bleibst dran. Auch wenn du anfangs keine Ahnung hast, wo das Ganze hinführen soll, entsteht der Weg beim Gehen bzw. Malen.
Auf diesem Weg kann dich mein Onlinekurs „Glückliche Zufälle – Mehr Mut und Selbstbewusstsein durch intuitives Malen mit Zufallstechniken“ unterstützen. Du lernst, wie du mit dem Partner Zufall als bildgebendes Element ohne Plan und Idee jederzeit ins Malen kommst. Eine weiße Leinwand kann dich nicht mehr schrecken. Im Kurs geht es aber nicht nur ums Malen an sich, sondern du gehst immer wieder in den Dialog mit deinen Bildern und erfährst, was sie dir zu sagen haben. Das ist eine ganze Menge, denn wir kennen uns selbst am besten und durch die Mutmalerei kommen wir wieder in Kontakt mit unserer Intuition, unserem inneren Wissen, das uns im Leben ein guter Ratgeber sein kann.
Wenn wir uns auf unsere Intuition, das sogenannte Bauchgefühl, verlassen können, fallen mutige Entscheidungen voller Selbstvertrauen viel leichter. Das gilt für den nächsten Strich auf dem Papier wie für den nächsten Schritt im wahren Leben. Dann sind wir freier und unabhängiger von äußerem Einflüssen, ein gutes Gefühl! Klicke hier für weitere Infos zum Kurs.
Viele Grüße und nur Mut!
Katrin
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