Das umgekehrte Notan oder Zufallsnotan

Was ist ein Notan?

Das Wort Notan kommt von dem japanischen „no“ für dunkel und „tan“ für hell. Es ist ein nützliches Werkzeug für Künstler, um gerade in der Planungsphase eines Kunstwerks die Tonwerte, also die Helligkeiten und Dunkelheiten, im Bild zu definieren. Benutzt wird dafür nur Schwarz und Weiß, um ein Motiv zu vereinfachen, interessante Kontraste zu erzeugen und eine möglichst ansprechende Komposition zu erzielen. 

Wie erstelle ich ein Notan?

Ganz einfach gesagt, schaust du dir dein Motiv oder ein Referenzfoto davon an, am besten mit leicht zusammen gekniffenen Augen, und stellst fest, welche Bereiche du als dunkel empfindest und welche als hell. Die dunklen Bereiche malst du als schwarze Flächen, die hellen lässt du weiß, keine Schattierungen, keine Farbverläufe. Fertig ist das Notan.

Dafür brauchst du gar nicht besonders genau zu arbeiten, um den visuellen Eindruck zu bekommen, den du brauchst. Zeichne einfach ein paar rechteckige Rahmen auf ein Blatt und dort deine Notans im Kleinformat hinein. Werde dabei nicht zu kleinteilig, sondern konzentriere dich auf die großen Flächen. Das Beispiel oben habe ich schnell mit der Maus am PC gemacht, damit du siehst, was ich meine.

Es gibt wahrscheinlich Stellen im Motiv, die eher den Mitteltönen zuzuordnen sind, bei denen darfst du dich entscheiden, ob du sie als Dunkelheiten oder Helligkeiten definierst. Probiere ruhig verschiedene Versionen aus, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Hell-Dunkel-Verteilung dich am meisten anspricht.

Es gibt übrigens auch Mehr-Ton-Notans. Beim Drei-Ton-Notan nimmst du noch ein Grau für die Mitteltonbereiche dazu. Beim Vier-Ton-Notan neben Schwarz und Weiß ein helles und ein dunkles Grau. Aber lass uns jetzt bei der Schwarz-Weiß-Variante bleiben.

Ich benutze dafür gerne einen einfachen schwarzen Marker, aber du kannst genauso gut ein anderes Medium wie Tusche, Acrylfarbe usw. verwenden.

Tipp:

Mit einem Bildbearbeitungsprogramm oder einer entsprechenden Notanizer-App, kannst du dir deine Fotos in schwarz-weiß anzeigen lassen und so ruckzuck sehen, wie das Notan aussieht. Wahrscheinlich hat sogar schon die vorinstallierte Kamera-App deines Smartphones diese Funktion. Mit Paint auf dem PC geht es auch ganz einfach: Unter dem Menüpunkt Korrekturen den Kontrast auf 100 setzen und schon gibt es nur noch Schwarz und Weiß. wie du an den Beispielbildern unten sehen kannst.

Zufallsnotan – Mit dieser Idee hat das Notan in die Mutmalerei gefunden

Mit dem Spiel von Licht und Schatten lässt sich eine starke Bildwirkung erzeugen, Spannung, Tiefe und Struktur ins Bild bringen und die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Bereiche lenken. Es macht also total Sinn, sich mit den Tonwerten im Bild zu beschäftigen. Sehe ich ein. Aber wie du wahrscheinlich weißt, male ich vor allem mit Zufallstechniken und gehe alles anderes als planvoll vor, deshalb nutze ich das Notan als Teil meines Malprozesses bisher praktisch gar nicht, außer gelegentlich zu Übungszwecken, um meinen Blick zu schulen.

Das Notan hat aber nun doch zu mir gefunden, wenn auch auf andere Art. Genau genommen verwende ich es sogar umgekehrt, deshalb nenne ich es das umgekehrte Notan oder Zufalls-Notan.

Statt also ein Bildmotiv als Notan darzustellen, erzeuge ich eine zufällige Struktur in schwarz-weiß und überlege, ähnlich wie bei der Klecksografie, welches Motiv sich dahinter verbergen könnte. So habe ich einen Heidenspaß damit.

Das lässt sich total gut als Aufwärmübung nutzen, um spielerisch ins Malen zu kommen und deine Kreativität zu aktivieren. Bei mir entstehen wie so oft meistens Tiere wie der Dachs, Vogel und Hund unten, das kann bei dir völlig anders sein, je nachdem, mit welchen Motiven du dich sonst gerne beschäftigst. Wenn du in der Malerei technisch versierter bist als ich und schon mehr Erfahrung hast, kannst du das Ganze auch ambitionierter angehen und dein Werk viel detaillierter ausgestalten. Vielleicht entsteht so ein Stillleben, eine Landschaft, was auch immer dein Herz erfreut.

So erstellst du ein Zufalls-Notan

Hier gibt es viele Möglichkeiten und du darfst auch gerne selbst kreativ werden. Meine drei Lieblingsvarianten sehen so aus:

1.  Klecks mit schwarzer Tusche

2.  Wollfäden in Schlingen an einen Stiel binden, in schwarze Tinte/Tusche eintauchen und damit eine chaotische Spur auf dem Papier hinterlassen (mein selbst gebasteltes Werkzeug dafür siehst du unten im Bild)

3.  Einen Plastikbecher mit etwas schwarzer Farbe oder Tinte füllen, ein paar Schrauben, Muttern, Murmeln, Steinchen und/oder andere kleine Gegenstände in den Becher werfen, so dass sie mit der Farbe/Tinte benetzt werden. Blatt Papier in eine Box (z. B. einen alten Schuhkarton) legen, das Zeug aus dem Becher in die Mitte des Papiers kippen, die Box einmal kreisend hin- und herbewegen, Kleinzeug auskippen, Blatt herausnehmen, trocknen lassen.

Mit diesem “zufälligen” Notan kannst du dann verfahren wie mit allen anderen Zufallsstrukturen. Überleg mal, welches Motiv da drinstecken könnte und mache es sichtbar auf deine Art, Konturlinien ergänzen, Augen einfügen, dir fällt schon was ein.

Es ist schon ein bisschen anspruchsvoll, deshalb würde ich, wenn du mit dieser Art des Malens, der Klecksographie, noch nicht vertraut bist, erstmal mit eindeutigeren, kleinen Farbklecksen beginnen und diese ausgestalten zu Tieren, Gesichtern & Co. Hier ist ein kurzer Blogartikel zu den einfacheren Klecksen.

Mein Klecksographie-Malbuch ist dafür gut geeignet. Ich habe es inzwischen überarbeitet, so dass die Kleckse jetzt blasser gedruckt werden und so die darüber gezeichneten Linien gut zu sehen sind. Es wird auch bald als E-Book zum Download zur Verfügung stehen. Bisher kann man es nur auf Amazon bestellen, die das Buch drucken und versenden. Aufgrund des Farbdrucks und dem Premium-Papier, damit man auch vernünftig rein malen kann, ist es nicht billig, aber auf die Druckkosten von Amazon habe ich keinen Einfluss. Vielleicht interessiert und überrascht es dich, dass zu dem derzeitig angebotenen Preis weniger als ein Euro pro verkauftem Exemplar bei mir landet. Um die Mutmalerei bekannter zu machen und für alle, die nicht selbst drucken oder es verschenken möchten, ist es natürlich trotzdem eine gute Sache und ich freue mich über jeden Kauf. Am besten mit guter Bewertung auf Amazon, wenn es dir gefallen hat, Kritik lieber nicht dort, sondern direkt an mich, das wäre nett. 🙂

Du kannst das Klecksemalbuch auch als E-Book in meinem Mutmalerei-Shop erwerben. Das selbst Drucken hat den Vorteil, dass du dir die einzelnen Vorlagen beliebig oft ausdrucken und so verschiedene Ausgestaltungen ausprobieren kannst. Und bei mir kommen mehr als ein paar Cent an, so dass du mich dabei unterstützt, die Mutmalerei weiter zu führen. Hier findest du das E-Book (klicke auf den Textlink).


Hier siehst du mein o. g. Werkzeug mit den Wollfäden und ein Beispiel, was daraus entstanden ist. Ich muss gerade selber lachen, wenn ich mir anschaue, welche Assoziation ich hier als erstes hatte. Hast du die weiße Ratte entdeckt, die von der Dame schützend auf der Hand gehalten wird? Das kann jetzt nach Belieben noch weiter ausgestaltet werden, vielleicht mache ich das noch.

Wenn du mit den einfachen Klecksen bereits Übung hast und dir das schon leicht fällt, probiere es einfach mal aus mit dem Zufalls-Notan. Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch für erfahrene KünstlerInnen eine kleine Herausforderung darstellt, aus den Strukturen etwas zu gestalten. Egal, ob du ambitioniert an die Sache heran gehst oder einfach nur ein bisschen Spaß haben willst, jeder wird auf seine Kosten kommen.

Ich bin gespannt, was du berichtest, und wünsche dir ganz viel Spaß, nur Mut!

Katrin

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