Perfektionismus ablegen – Fang doch beim Malen damit an!

Bist du ein Perfektionist?

Perfektionisten legen sich mächtig ins Zeug, um perfekte Ergebnisse zu erzielen. Gehörst du auch zu dieser Spezies?

Hier sind ein paar Indizien dafür:

Du hast so gut wie nie das Gefühl, etwas gut gemacht zu haben oder stolz auf dich zu sein und freust dich nicht über das, was du geschafft hast.

Du fühlst dich oft überlastet, kannst schlecht von der Arbeit abschalten und dich abgrenzen. Der Perfektionismus beschränkt sich nicht nur auf die Arbeit, sondern zeigt sich auch in anderen Bereichen wie Familie und Freizeit.

Dein Selbstwertgefühl wird ordentlich angekratzt, wenn du keine erwartungsgemäß gute Leistung gebracht hast. Du fühlst dich als Versager vor dir selbst und gegenüber anderen.

Du legst die Messlatte deiner Ansprüche an dich selbst, dein Umfeld und deine Umgebung sehr hoch.

Vielleicht musstest du bereits in deinem Elternhaus funktionieren und es wurden hohe Erwartungen an dich gestellt.

Du hast oft Angst, einen Fehler zu machen, es sowieso nicht richtig hinzukriegen, und tust dann lieber gar nichts.

Schon ein kleines Missgeschick beschäftigt dich oft noch tagelang.

Wenn dir ein Fehler unterläuft, siehst du diesen als Beweis deiner Unfähigkeit, dein Selbstwertgefühl ist damit auf Talfahrt.

Dir ist es sehr wichtig, dass andere ein gutes Bild von dir haben.

Es fällt dir schwer, Komplimente /Lob anzunehmen, denn dein Augenmerk liegt vor allem auf deinen Schwächen und Misserfolgen.

Du brauchst ewig für Entscheidungen und kommst dann immer noch nicht zur Ruhe, weil du zweifelst und grübelst, ob das nicht vielleicht doch die falsche war.

Es geht also einerseits um die hohen Ansprüche an die eigene Leistungsfähigkeit und andererseits darum, wie mit der Verfehlung der eigenen Erwartungen und Ziele umgegangen wird.

Warum Perfektionismus ablegen? Das ist doch was Gutes, oder?

Perfektionismus tritt gar nicht mal so selten auf und wird in unserer Leistungsgesellschaft durchaus gerne gesehen. Höher, schneller, weiter soll es gehen, Selbstoptimierung liegt im Trend. Manche kennen es schon aus ihrer Kindheit, dass eine Zwei zwar gut, aber eben nicht gut genug ist, da musste im Idealfall schon eine Eins her.

Wie geht es dir mit dem Thema? Kaltes Grausen und Kopfschütteln auf meiner Seite, wenn ich z. B. in einer Stellenanzeige lese, dass Bewerber mit 110 % Einsatzbereitschaft gewünscht sind. Nee danke, es gibt schließlich auch noch andere Lebensbereiche, die einen Teil meiner Ressourcen beanspruchen. Eine gute Leistung bringen wollen, Einsatz zeigen, Mühe geben, das ist alles schön und gut soweit, aber da hört der Spaß auf und die Gesundheit wahrscheinlich auch in nicht allzu ferner Zukunft.  

Solche überhöhten Ansprüche erzeugen natürlich ordentlich Druck und Stress, was auf Dauer zu einem Burn-out führen kann. Abgesehen davon funktioniert das sowieso nicht, weil nichts und niemand vollkommen ist, daher ist dieser Plan der stets perfekten Superleistung von Vornherein zum Scheitern verurteilt, Frustration und Enttäuschung über das eigene Versagen vorprogrammiert.

Um alles perfekt zu machen, müsstest du perfekt sein, was – sorry und willkommen im Club – nicht der Fall ist. Trotzdem oder gerade deshalb bist du gut und richtig, so wie du bist. Lass dir bloß nix anderes einreden oder erzähl dir selbst diesen Unsinn, bis du ihn irgendwann glaubst und einen negativen Glaubenssatz mehr durchs Leben schleppen musst.

Fehler passieren und niemand kann immer alles supertoll. Jeder weiß das, deshalb spar dir die Show und all die Bemühungen, damit bloß niemand merkt, dass du Schwächen hast. Genau genommen sind wir alle Mängelexemplare, damit aber auch eigen- und einzigartig und definitiv sympathisch.

Du verdienst Liebe und Anerkennung, auch wenn du nicht perfekt bist!

Die Frage, ob es sinnvoll ist, etwas weniger Perfektionismus an den Tag zu legen, darf jeder für sich selbst beantworten. Du weißt am besten, ob dein P-Level dir gut tut und dich zu Höchstleistungen motiviert oder ob du dir damit selbst im Weg stehst, häufig frustriert und unzufrieden bist, die Angst vorm Scheitern dich blockiert, dir Leichtigkeit und Lebensfreude raubt.

Ich sehe das so: Wenn jemand zwar nach Perfektion strebt, aber kein Problem damit hat, wenn das nicht gelingt, wer sich trotz hoher Ansprüche Fehler erlaubt und diese als Lernerfahrung betrachtet, wer sich über sein Werk freuen kann, auch wenn nicht alle Idealziele erreicht werden, befindet sich im grünen Bereich.

Perfektionismus loswerden und selbstbewusster werden – Hier kannst du ansetzen

Deinen Attributionsstil analysieren

Perfektionisten führen Fehler und unzureichende Ergebnisse gerne mal ausschließlich auf die eigene Person zurück, obwohl es da natürlich weitere Einflussfaktoren gibt. Sie denken, dass nicht nur ihre Leistung/Fähigkeit im Bereich X schlecht oder eben diese eine Sache misslungen ist, sondern dass sie selbst durchweg nicht gut genug und fehlerhaft sind. Darunter leidet das Selbstwertgefühl gewaltig.

Wenn es um unser Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen nicht gut bestellt ist, wirkt sich das auf so viele Situationen und Lebensbereiche negativ aus. Das ganze Leben fühlt sich weniger bunt, freudvoll und leicht an, dafür viel anstrengender, schwerer und frustrierender als es sein müsste.

Solltest du also mal wieder am Hadern sein, überdenke doch mal deinen Attributionsstil. Damit ist die Zuschreibung von Ursachen für eingetretene Ereignisse gemeint.

Hierbei können die Dimensionen

intern vs. extern (Es lag an mir. – Es lag an den Umständen.),

stabil vs. variabel (Es klappt nie. – Es hat dieses Mal nicht geklappt, dafür vielleicht nächstes Mal.),

generell vs. spezifisch (Ich bin völlig talentfrei und unfähig.  – Diese bestimmte Aufgabe war noch zu schwierig für mich.)

unterschieden werden.

Ist etwas blöd gelaufen, du bist z. B. durch eine Prüfung gefallen, und attribuierst das Ganze intern, stabil und generell, zahlt das nicht gerade auf dein Selbstwertkonto ein und zum Dranbleiben und einem erneuten Anlauf motiviert es auch nicht, wenn du glaubst, aufgrund der eigenen Unfähigkeit immer alles falsch zu machen. Klar, oder?

Um deinem Selbstwertgefühl und deiner Lebensqualität etwas Gutes zu tun, kannst du da ansetzen und dir einen Attributionsstil angewöhnen, der dir gut tut und nützlich ist. Auf diesem Wege lassen sich auch negative Glaubenssätze analysieren und positiv umformulieren.

Vielleicht kommt dir da ja ein Ereignis in den Sinn, das du mal vor diesem Hintergrund überdenken magst. Wie war dein Attributionsstil in diesem Fall? Welche anderen Möglichkeiten der Ursachenzuschreibung gibt es? Welche Variante nutzt dir am meisten?

Perfektionismus beim Malen loswerden

Beim Malen spürst du deinen Perfektionismus, das fiese Ding, wahrscheinlich auch immer wieder, wenn dein innerer Kritiker an dir und deinen Kunstwerken herum meckert. Das trägt nicht gerade zur Steigerung der Malfreude und Zufriedenheit mit dir und einen Bildern bei, oder? Perfektionismus ist ein natürlicher Feind der Kreativität. Ist doch kein Wunder, dass die sich nicht zeigen will und auch deine innere Stimme namens Intuition sich nicht zu Wort traut, aus lauter Angst vor Fehlern.

Was, wenn das Bild total hässlich wird? Wenn du dafür Kritik oder gar Mitleid erntest? Vielleicht sieht dein Malergebnis nicht so aus, wie du es dir vorgestellt oder gewünscht hast? Was, wenn die anderen merken, was du alles nicht gut genug kannst und über dich lachen?

Am besten, du lässt gleich die Finger davon und versuchst es gar nicht erst…

Nein! Stopp! Bist du an dieser Stelle angekommen, ist das ein klarer Fall von jetzt erst recht! Zeig deinem perfektionistischen inneren Kritiker im übertragenen Sinne den Stinkefinger und mach es trotzdem.

Tu, was du kannst, mit dem, was du hast, dort, wo du bist.

Finde heraus, wann es zwar nicht perfekt, aber gut genug ist

Das sinnvolle Anspruchsniveau eines Gehirnchirurgen bei der Arbeit ist sicher ein anderes als bei der Entscheidung zwischen verschiedenen Sorten Zahnpasta oder dem richtigen Blauton für die Wohnzimmerwand. Dann hast du eben für eine Aufgabe eine halbe Stunde gebraucht, obwohl es auch ein paar Minuten schneller hätte klappen können und vielleicht hätte das andere Blau noch ein bisschen besser ausgesehen.

Kennst du das Pareto-Prinzip? Die letzten 20 % bis zum „perfekten“ Ergebnis kosten 80 % der Zeit. Eine Verschwendung von Zeit und Kraft, wenn du mich fragst, solltest du auf Teufel komm raus die 100 % anstreben oder gar mehr. Wenn du eine gute Lösung für ein Problem gefunden hast, setze sie lieber direkt um und widme dich den nächsten Dingen. Warum ewig weiter grübeln, ob es nicht doch eine schnellere, schönere, smartere Lösung gegeben hätte, ob du etwas hättest noch besser machen können?

Ich frag ja nur.

Natürlich kann jeder selbst entscheiden, welchen Anspruch er an sich und den Rest der Welt stellen möchte. Es lohnt sich aber, mal darüber nachzudenken, ob die ein oder andere Last im Päckchen, das du zu tragen hast, auf deinen Perfektionismus zurückzuführen ist. Wie es sich anfühlen würde, wenn du ein bisschen Ballast und Druck ablegen, ein paar Ansprüche und Erwartungen an dich und deine Arbeits- oder Malergebnisse loslassen könntest.

Solltest du glücklich und zufrieden sein, was dein Level an Perfektionismus betrifft, wunderbar, dann hau rein, mach weiter so. Vielleicht hast du aber auch so eine Ahnung, dass es dir gut tun könnte, etwas weniger Perfektionismus an den Tag zu legen. Dann geh das Thema an, befreie dich davon, mach es dir leichter, daran lässt sich nämlich was machen.

Hol dir Unterstützung

Wenn sich das Problem mit dem Perfektionismus und weitere Feinde deines Selbstvertrauens immer wieder zeigen, dir das Malen und Leben schwer machen, musst du da nicht alleine durch. Du kannst dir Unterstützung holen und das Projekt „Perfektionismus ablegen“ beim Malen und anderswo angehen. Mit strukturierter Hilfe geht es so viel schneller und leichter. Dafür ist mein Onlinekurs „Glückliche Zufälle – Mehr Mut und Selbstbewusstsein durch Malen mit Zufallstechniken“ genau richtig, denn der Zufall lässt sich nicht kontrollieren und bietet ein riesengroßes Spiel- und Übungsfeld. Ein geringes Selbstbewusstsein ist oft eine Ursache für Perfektionismus. Je stärker du wirst, desto weniger brauchst du ihn. Du kannst jederzeit mit den Glücklichen Zufällen starten und im eigenen Tempo vorgehen. Hier findest du mehr dazu.

An „schlechten Tagen“ hat der Perfektionismus ein leichtes Spiel, denn da fällt es uns manchmal noch schwerer, das Positive zu sehen. Deshalb leg das Bild oder deine Arbeit für eine Weile zur Seite und betrachte es später, wenn sich die negative Grundstimmung gelegt hat, erneut.

Als Perfektionist liegt deine Aufmerksamkeit vor allem auf den Makeln und Fehlern, die es auszumerzen gilt. Das geht leider ganz automatisch, aber dem kannst du entgegen wirken, indem du dich in Dankbarkeit übst und dir immer wieder bewusst machst, was gut lief. 

Auch eine Achtsamkeitspraxis ist hilfreich, um mal  abzuschalten und innerlich zur Ruhe zu kommen, denn das Streben nach Perfektion ist sehr, sehr anstrengend.

Hast du schon mal versucht, mal völlig anti-perfektionistisch vorzugehen und absichtlich ein hässliches Bild zu malen? Wenn nicht, probiere das unbedingt mal aus, es ist gar nicht so einfach.

Nur Mut zur Unvollkommenheit!

Katrin

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