So kannst du deinen Bildern in jeder Hinsicht mehr Tiefe geben

Wie sorge ich beim Malen für mehr Tiefe im Bild?

Hier in der Mutmalerei geht es vor allem um den Malprozess, darum, was wir beim Malen und von unseren Bildern für uns lernen können. Das Ergebnis ist dabei nicht so wichtig und wird nicht bewertet, zumindest nicht in den typischen Kategorien schön-hässlich, gefällt-gefällt nicht, gut-schlecht, richtig-falsch.

Ich möchte dich vor allem dazu ermutigen, deinen Bildern mehr Tiefe in Form von Tiefgründigkeit und persönlicher Bedeutung zu geben. Allzu technische Anleitungen vermeide ich daher meistens, zumal sich damit andere Experten besser auskennen.

Weil mir diese Frage aber regelmäßig begegnet, habe ich mich für einen Kompromiss entschieden und gebe dir hier ein paar Tipps zum Thema Bildtiefe in jeder Hinsicht (optische Tiefe und Tiefgründigkeit). Wenn du sie dir bewusst machst und beim Malen hier und da anwendest, kannst du dich vielleicht leichter für deine Bilder erwärmen und dich noch präziser in deiner eigenen Bildsprache ausdrücken.

Tipps für mehr Tiefe im Bild im Sinne von optischer Tiefenwirkung

Je näher wir an einem Objekt dran sind, desto mehr Details können wir erkennen. Flächen mit deutlichen Strukturen, starken Kontrasten und Abgrenzungen, schieben sich mehr in den Vordergrund als nebulöse, verwaschene Flächen mit weichen Übergängen. Je weiter wir uns in die Tiefe des Hintergrundes bewegen, desto unschärfer  wird alles.

Tiefenwirkung durch Wiederholung: Ein Objekt erscheint immer kleiner, je weiter es sich von uns entfernt. Wenn wir also dasselbe oder ähnliche Objekte (z. B. Zaunpfosten, Laternen, Bäume einer Allee, Menschen) wiederholt in unterschiedlicher Größe ins Bild bringen, erledigt unser Gehirn den Rest.

Überlappungen: Ein Objekt, das ein anderes überlagert, ist uns näher als das überlagerte.

Licht & Schatten: Überlege dir, aus welcher Richtung das Licht kommen soll und setze Schatten auf der vom Licht abgewandten Seite, um die Tiefenwahrnehmung zu unterstützen.

Horizontlinie einfügen: Eine waagerechte Linie als Horizont erzeugt Tiefe und verändert die Bildwirkung je nach Position deutlich.

Fluchtpunktperspektive hast du bestimmt schon mal gehört. Diagonale Linien, die nach hinten im Bild aufeinander zulaufen, ziehen uns förmlich in die Tiefe.

Arbeite mit Lasuren und Transparenz, so dass die darunter liegenden Schichten noch zu sehen sind, um beim Betrachter Tiefenwahrnehmung zu erzeugen.

Auch das Bildformat spielt eine Rolle bei der Tiefenwirkung. Querformat sorgt für mehr Weite, Hochformat bietet mehr Raum für Tiefe.

Bei comicartigen Zeichnungen mit Konturlinien, scheinen Objekte mit dickeren Umrisslinien weiter vorne als solche mit dünn gezeichneten Konturen.

Nimm dir mal deinen Skizzenblock zur Hand, zeichne dir ein paar Vierecke als Bildbegrenzung ein und experimentiere mal mit den oben genannten Elementen, damit du ein Gefühl dafür bekommst. Natürlich lassen sich in einem Bild mehrere Effekte miteinander kombinieren, um die Tiefenwirkung zu verstärken.

Vielleicht hast du auch einen Stapel angefangene Bilder und Skizzen herumliegen, die du nutzen kannst, um mit den o. g. Dingen zu spielen und experimentieren. Leg los und schau mal, wie sich die Bildwirkung verändert.

Wichtig: Pass gut auf dich auf, um nicht in den gefürchteten Perfektionismus zu verfallen und zu glauben, das alles muss 1:1 so angewendet werden, um gut und richtig zu sein. Das sind keine Regeln, an die du dich halten sollst, die Tipps können dich aber dabei unterstützen, das, was du in deinen intuitiv und mithilfe des Zufalls erschaffenen Strukturen entdeckst, noch deutlicher zum Ausdruck zu bringen und sichtbar zu machen. Hab vor allem Spaß beim Malen!

Tipps für mehr Tiefe im Bild im Sinne von Tiefgründigkeit

Beachte nicht vorschriftsmäßig und allzu verkopft die vorangegangenen Tipps zur optischen Tiefenwirkung! Jetzt, wo du dir einige Dinge zur Bildtiefe bewusst gemacht hast, wird das ein oder andere von ganz alleine immer wieder mal mit in deine Bilder einfließen.

Auch tiefgründige Themen sichtbar machen, nicht nur die glatte Oberfläche und die rosaroten, schönen und harmonischen Seiten zeigen, sondern auch allem anderen Raum geben (Ängste, persönliche Eigenarten, Träume, einschneidende Erlebnisse, Wünsche).

Habe den Mut, beim Malen du selbst zu sein und ohne Bewertung zum Ausdruck zu bringen, was immer sich zeigen möchte.

Achtsam malen, d. h. voll und ganz bei der Sache sein. Wenn du malst, richte deine ganze Aufmerksamkeit aufs Malen, lass dich in den Prozess fallen und treiben. Damit zeigst du deine Wertschätzung für diese Tätigkeit und für dich selbst. Das wird sich positiv auf deine Wahrnehmung und Gefühlswelt auswirken.

Keine Vergleiche! Deine Bilder sind gut und richtig, so wie sie sind, einzigartig genau wie du. Es spricht nichts dagegen, sich von anderen inspirieren zu lassen. Zu viel nach links und rechts schauen kann es aber erschweren, den eigenen Weg und Stil zu finden. Außerdem besteht beim Vergleichen die Gefahr, dass unser innerer Kritiker wieder loslegt und uns glauben machen will, andere seien viel besser und wir nicht gut genug.

Male mit einer bestimmten Intention und setze dich auch nach Abschluss des Malprozesses mit deinen Bildern auseinander. (Meine Intention ist z. B., dass ich mir aus all meinen Bildern einen positiven Impuls für mich mitnehmen möchte.) Das gibt ihnen eine tiefe, nachhaltige Bedeutung, die oft nicht nur uns selbst berührt und bewegt, sondern auch bei anderen Betrachtern Resonanz erzeugt.

Das Malen und deine Kunst ist ein Geschenk an dich selbst und die Welt da draußen!

Lass mich gerne mal wissen, ob du dir aus diesen Zeilen etwas für dich mitnehmen konntest.

Viel Spaß und nur Mut!

Katrin

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