Keine Zeit? Deine Entscheidung!

Über das Gefühl, keine Zeit zu haben

Du denkst, du hast zu wenig Zeit für dich und die Dinge, die du gerne tun würdest?

Du fühlst dich erschlagen und überfordert von all den To-Dos und hast, während du fleißig am Abarbeiten bist, die Verbindung zu dir selbst verloren?

Ist mir gerade erst wieder passiert.

Dass die „rote Zone“ erreicht ist, merke ich persönlich daran, dass da viel Leere ist. Leere im Kopf, Enge in der Brust, innere Unruhe und die Frage, was mir denn jetzt gerade gut tun würde und worauf ich Lust habe, kann ich in diesem Zustand nicht beantworten. Ich weiß es dann einfach nicht, weil ich zu lange nicht auf meine Bedürfnisse geachtet habe. Bauchgefühl und Intuition sprechen nämlich nur mit leiser Stimme.

Wenn der Alltag pausenlos zu voll und laut ist, wenn von allen Seiten die Anforderungen schreiend auf sich aufmerksam machen, gehen diese leisen Stimmen leider allzu schnell unter. Erst, wenn ich dafür sorge, dass es um mich herum und in mir drin wieder still wird, dann meldet sich diese leise Stimme wieder zu Wort und wenn ich gut zuhöre, kann ich genau verstehen, was sie sagt. Sie freut sich, wenn ich auf sie höre und dann traut sie sich auch wieder ein kleines bisschen lauter zu sprechen. 

Wenn ich nur mehr Zeit hätte, dann…

Wenn ich nur mehr Zeit hätte, würde ich ja gerne malen oder Sport machen, meditieren, schreiben, fotografieren, Isländisch lernen (setze hier ein was auch immer du gerne häufiger tun würdest), ABER

… mein Alltag ist so stressig, da bekomme ich es einfach nicht unter.

… ich muss erst noch dies und jenes erledigen, dann fange ich an.

… heute ist es zu nass, windig, warm, früh, spät, laut, voll, usw., irgendwann passt es bestimmt besser.

… die Zeit ist knapp und für ein paar Minuten brauche ich gar nicht erst anzufangen, das lohnt sich nicht.

… ich fühle mich gerade nicht so gut, vielleicht ein anderes Mal.

… ich mache das immer so und so und das geht gerade nicht, da lasse ich es lieber gleich ganz.

Na, findest du dich in diesen Ausreden, Rechtfertigungen und scheinbaren Hinderungsgründen wieder?

Ich ehrlich gesagt schon in der ein oder anderen. Besonders in der letzten Zeit kam mir immer wieder so ein Bullshit in den Sinn. Ich weiß ganz sicher, dass es Bullshit ist. Denn sobald ich es schaffe, ein klitzekleines bisschen Abstand zu gewinnen und mich gefühlsmäßig vom roten in den grünen oder zumindest in den gelben Bereich zu bewegen, ist mir wieder glasklar, dass der einzige Hinderungsgrund ich selbst bin. Ich übernehme dann wieder die Verantwortung und schon ist überraschenderweise wieder so viel möglich, obwohl sich das ganze Drumherum objektiv gar nicht verändert hat.

Es gibt natürlich echte Ausnahmesituationen und triftige Gründe, wo es wirklich nicht geht. Mit zwei gebrochenen Beinen kannste nun mal nicht Trampolin springen, persönliches Pech, shit happens. Aber lasst uns ehrlich sein, sowas ist selten, deshalb heißt es ja AUSNAHMEsituation.

Das sind Ausnahmen von der Regel und ob du regelmäßig bzw. im Regelfall einer bestimmten Tätigkeit nachgehst oder nicht und wie du deine kostbare Zeit verbringst, bestimmst zu einem großen Teil nur du allein.

Kennst du Leute, die total aktiv sind und ganz viele Sachen machen und erleben, von denen du nur träumst und wo du dich fragst, wie schaffen die das bloß? Diese Leute haben exakt auf die Millisekunde genau jeden Tag die gleichen 24 Stunden zur Verfügung wie du. Damit du das auch bald (wieder) auf die Reihe kriegst und dich zu diesem erlauchten Personenkreis zählen darfst, hier ein paar Tipps für dich.

10 einfache Tipps, damit keine Zeit bald kein Problem mehr für dich ist

1.    Übernimm die Verantwortung für dein Tun oder Unterlassen

Es ist recht bequem, die Schuld oder Verantwortung bei anderen oder in den äußeren Umständen zu suchen, aber es macht auch zu einem fremdbestimmten „Opfer“ und so eine Opferhaltung macht wiederum depressiv. Du willst? Dann kannst du auch. Nicht alles, aber viel mehr als du denkst.

2.    Suche Wege statt Gründe

Damit meine ich, dass du versuchen solltest, mehr in Lösungen zu denken als in Problemen. Fokussiere nicht auf das scheinbar Unmögliche, sondern darauf, was du jetzt unter diesen Umständen tun kannst und wie du es umsetzen kannst.

Dann wird es eben keine stundenlange Farborgie auf Leinwand, sondern nur ein paar Minuten Kugelschreibergekritzel zwischendurch.

Dann läufst du halt nicht den geplanten Halbmarathon um den See, sondern deine kleine Hausrunde. Alles besser als nichts. Oder du deponierst  das Buch, das du schon lange lesen wolltest, im Bad und nutzt den Toilettengang, um zumindest eine Seite zu lesen. Lach nicht, mein Opa hat so stapelweise Reader`s Digest Hefte gelesen. Oft war es bestimmt nicht nur eine Seite, wenn ich bedenke, wie lange das Gästeklo manchmal blockiert war. 

3.    Überlege, was dir wirklich wichtig ist und warum und schiebe diese Dinge auf deiner Prioritätenliste ganz nach oben

Den Sachen, für die du vermeintlich keine Zeit hast, räumst du schlicht und einfach keine Priorität ein. Etwas anderes ist dir offenbar wichtiger oder du steckst in wenig förderlichen Gewohnheiten fest. Daddelst du vielleicht gerne mal am Handy herum, scrollst dich durch all die News auf sämtlichen Social Media Kanälen oder hängst auf der Couch vor der Glotze ab?

Vielleicht lässt du dich auch von anderen Leuten überreden, an irgendwelchen Aktivitäten teilzunehmen, auf die du im Grunde deines Herzens gar keine Lust hast oder schaust dreimal am Tag die (obendrein vor allem schlechten) Nachrichten?

Durchforste doch mal deinen typischen Tagesablauf nach solchen Zeit- und Energiefressern, die dir eigentlich gar keinen Mehrwert bringen, und nutze die Zeit stattdessen für die Dinge, die du gerne tun würdest, für die dir angeblich immer die Zeit fehlt.

4.    Früher aufstehen

Falls du zu denen gehörst, die sich morgens lieber noch ein paar Mal umdrehen und die Snoozetaste ihres Weckers betätigen, bevor sie sich aufraffen, endlich die Füße aus dem wohlig warmen Bett zu schwingen: Steh früher auf!

Ja, ausreichender Schlaf ist wichtig, aber von einer Viertelstunde weniger geht die Welt auch nicht unter. Das reicht schon für eine kleine Skizze aus deiner Traumwelt, ein paar Worte und Gedanken in dein Tagebuch, eine kurze Morgenmeditation, ein paar Liegestütze oder was auch immer du anfangs für dich eingesetzt hast. Nicht, dass du diese gewonnene Viertelstunde direkt wieder vollpacken müsstest. Es ist auch ein Gewinn, das, was du sonst tust, mit mehr innerer Ruhe tun zu können, ohne Hetze und Stress.

Eine gesunde Morgenroutine bringt dir einen guten Start in den Tag und ein positives, zufriedenes Gefühl. Vielleicht nicht sofort, weil wir Gewohnheitstierchen sind und uns erst einmal umgewöhnen müssen, aber sobald du diese Anfangsschwierigkeiten überwunden hast und deine neue Gewohnheit etabliert ist, wirst du dir wahrscheinlich wünschen, du hättest das schon früher durchgezogen. Mehr zum Thema Gewohnheiten findest du hier.

5.    Finde dein Warum

Mach dir bewusst, warum du z. B. gerne regelmäßig malen oder joggen gehen möchtest. Hier darfst du auch gerne konkret werden und dir detailliert vorstellen, wie du davon profitieren wirst, welche guten Gefühle es bei dir auslöst.

Frage dich auch, wie sich alles entwickeln wird und wie es dir damit gehen wird, wenn alles so bleibt wie es ist.

Ich bin sicher, da findet sich so einiges, das dich zur Umsetzung motiviert.

Bleib bei dir und deinen Gefühlen. Nur weil jemand anderes dir gesagt hat, du solltest unbedingt etwas tun oder weil du gelesen hast, es sei gesund, wenn du etwas tust, wird dich das kaum langfristig zum Dranbleiben motivieren. Das Warum war bei mir persönlich z. B. ein ganz wichtiger Punkt auf meinem Weg zum Marathon. Wäre da nicht in mir selbst eine große Neugier auf die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit gewesen und das Bedürfnis entstanden, diese mal auszuloten und kennenzulernen, hätte ich es niemals geschafft.

6.    Mache eine Pause, gewinne Abstand

Du stehst total unter Strom, deine Tage sind vom Aufstehen bis Zubettgehen voll verplant und du befindest dich schon in der roten Zone?

Dann ist es dringend an der Zeit für eine Pause.

Nimm dir eine Auszeit, geh raus aus der Stresssituation, atme tief durch und beruhige dich erstmal. Gewinne innerlich etwas Abstand und komm zur Ruhe. Die Arbeit und all die Dinge auf deiner To-do-Liste laufen nicht weg.

In so einem gestressten Zustand, kannst du sowieso nicht klar denken und den Zeitverlust durch eine Pause holst du später von ganz alleine wieder auf. Wenn du erst wieder einen Überblick hast und ausgeglichen bist, kannst du mit Leichtigkeit viel mehr schaffen als ohne Pausen unter ständigem Druck. Du kannst wieder klar denken und handeln, bekommst einen Blick für das Wesentliche und erkennst deine Möglichkeiten.

7.    Formuliere die negativen Gedanken um

Wenn es dir gelungen ist, Punkt 1 umzusetzen und Verantwortung zu übernehmen, fällt es dir vermutlich gar nicht mehr so schwer, negative Gedanken wie „Ich habe keine Zeit.“, „Mir ist gerade alles zu viel.“ umzuformulieren und als positive Affirmationen zu nutzen, z. B. „Ich nehme mir Zeit für die Dinge, die mir wirklich wichtig sind.“. So programmierst du dich praktisch auf positive Gedanken, Gefühle und Handlungen.

8.    Bringe mehr Achtsamkeit in dein Leben

Der Begriff Achtsamkeit taucht zu Recht immer wieder auf. Wenn du dich dem Moment hingibst und alles, was du gerade tust und was gerade ist, sehr bewusst wahrnimmst, schaffst du dir einen Augenblick nur für dich, in dem die Zeit gefühlt stehen bleibt. Das kostet dich nicht groß extra Zeit und du kannst trotzdem für einen Moment aus dem Gedankenkarussell oder Arbeitsmodus aussteigen und ganz für dich sein.

Fühle, wie das Stück Schokolade in deinem Mund warm und immer weicher wird bis es schließlich schmilzt und seinen vollen Geschmack entfaltet. Du isst jetzt Schokolade und sonst nichts. Wenn du dir einfach ein Stück davon in den Mund steckst, nebenbei den Einkaufszettel schreibst und in Gedanken schon bei dem nächsten Punkt auf deiner to do Liste bist, ist der Genuss nicht mal halb so groß. Du wirst einfach vom Fluss der Zeit mitgerissen und schwimmst angestrengt immer weiter, um nicht unterzugehen.

9.    Nicht perfekt ist gut genug

Möglicherweise verschwendest du kostbare Zeit, indem du versuchst, alle Aufgaben perfekt zu erledigen und es jedem Recht zu machen. Das ist total unnötig. Es muss nicht alles hundertprozentig sein, nicht perfekt ist gut genug. Mal abgesehen davon, ist es auch gar nicht zu schaffen und du machst dich bei dem Versuch, es doch hinzukriegen, bloß sinnlos fertig und vergeudest Zeit, die du besser in deine Herzensangelegenheiten investierst.

10.  Wenn du schon arbeitest, arbeite effizient

Damit meine ich sowas wie nimm den Müll mit, wenn du sowieso runter gehst, um dir ein Bier zu holen und bring auf dem Weg auch gleich die Post aus dem Briefkasten mit. Das Ziel ist, mit möglichst wenig Einsatz an Zeit und Energie, möglichst viel zu erreichen und zu erledigen. Das ist ein ganz praktischer Tipp zum Zeitsparen. Sonst muss Mann (sorry, der musste jetzt einfach sein) eben dreimal gehen und braucht dafür mehr als dreimal so lange, denn dazwischen kommen ja noch die Phasen mit „Echt jetzt, nochmal runter, och nee, ich war doch gerade erst.“.


Es kann sein, dass bei manchen der Eindruck entsteht, mit Umsetzung der Tipps noch mehr tun zu müssen, noch mehr anstrengen, um weitere Aktivitäten unterzubringen, noch mehr leisten. Das ist nicht der Fall, ganz im Gegenteil.

Es geht vor allem darum, dass du eigenverantwortlich und i. S. der Selbstfürsorge in deinem Alltag Freiräume für dich schaffst. Für dich und die Dinge, die dir wichtig sind und die dir gut tun. Aus denen du Kraft schöpfen kannst und die dir Freude machen.

Tatsächlich mehr Zeit bekommst du zwar nicht, der Tag hat immer noch 24 Stunden, aber wenn du bewusst entscheidest, mit welchen Dingen (oder auch Personen) du deine Lebenszeit verbringst, wird es sich viel besser anfühlen. Dann spürst du, dass genug Zeit und Freiraum verfügbar ist, oder zumindest mehr als du dachtest, du musst sie dir nur nehmen.  

Viele Grüße und nur Mut!

Katrin

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