Malen mit Acrylfarben – Was du als Anfänger wissen solltest

Ich liebe Acrylfarben, daher sind sie mein wohl am meisten verwendetes Malmedium in der Mutmalerei. ♥ Sie sind in der Handhabung total unkompliziert und vielseitig einsetzbar. Falls du dich bisher noch nicht ran getraut hast oder noch überlegst, ob Acrylfarben auch für dich geeignet sind, findest du hier ein paar Infos zu diesem wunderbaren Malmedium.

Woraus bestehen Acrylfarben?

Die 3 Hauptbestandteile von Acrylfarben sind PigmenteBindemittel zur Verbindung der Pigmente untereinander und mit dem Malgrund und Lösungsmittel, in denen die Bindemittel gelöst sind (meist Wasser). Außerdem werden Konservierungsmittel zugesetzt, damit die Farbe lange haltbar ist, nicht so schnell austrocknet oder schimmelt.

Vorteile und Nachteile von Acrylfarben

+ Sie sind äußerst vielseitig in der Anwendung. Verdünnt erzeugst du transparente Lasuren und ähnliche Ergebnisse wie mit Aquarellfarben. Mit pastösen Farben oder vermischt mit Sand o. ä. bekommst du durch den dickeren Auftrag mit Spachtel oder Malmesser tolle Strukturen. Deiner Kreativität sind also praktisch keine Grenzen gesetzt.

+ Sie sind einfach zu verarbeiten, wasserlöslich (solange sie noch nicht trocken sind) und trocknen recht schnell.

+ Sie unabhängig vom Hersteller alle miteinander kombiniert werden.

+ Sie sind für verschiedenste Malgründe geeignet (z. B. Papier, Karton, Leinwand, Metall, Holz, Stein, Glas). Sehr glatte Untergründe vorher aufrauen und/oder mit Haftgrund grundieren.

+ Durch das enthaltene Bindemittel kleben sie und können für Collagen verwendet werden.

+ Sie lassen sich mit anderen Materialien, Mal- und Zeichentechniken kombinieren. Mixed Media!

+ Gute Lichtechtheit der Farben, d. h. die Farbe bleibt trotz UV-Strahlen konstant. 

+ Lange Haltbarkeit über Jahre bei richtiger Lagerung gut verschlossen bei Zimmertemperatur.

– Die kurze Trocknungsdauer kann ein Nachteil sein, wenn du Nass in Nass arbeiten möchtest, sie lässt sich aber mit entsprechenden Mitteln (Retarder, s. u. Hilfsmittel) verlängern.

– Acrylfarbe zieht sich durch die Verdunstung des enthaltenen Wassers beim Trocknen zusammen und es kann passieren, dass der Untergrund durchscheint, wenn zu wenig Farbe aufgetragen wurde.

– Acrylfarbe dunkelt beim Trocknen nach, daher kann es zu „düsteren Überraschungen“ kommen.

Was brauchst du zum Einstieg in die Acrylmalerei?

Das Angebot ist riesig, aber gerade wenn du noch nicht sicher bist, ob Acrylfarben „dein“ Malmedium sind und du die Acrylmalerei erst mal ausprobieren möchtest, braucht es keine Rieseninvestition zum Starten. Die Farben verschiedener Hersteller unterscheiden sich in ihren Fließeigenschaften (flüssiger oder eher pastös), manche trocknen glänzend, andere seidenmatt aus. Weitere Unterschiede gibt es in der Deckkraft, es geht von transparent bis stark deckend. Angaben zur Deckkraft findest du meistens auf der Tube. 

Diese Vierecke auf dem Behältnis kennzeichnen, wie stark die enthaltene Farbe deckt.

Mach dir aber keinen Kopf, welcher Hersteller und Sorte es sein soll, das spielt am Anfang keine große Rolle. Hauptsache, du kommst ins Tun, der Rest ergibt sich dann mit der Zeit von ganz allein, wenn du ein Gespür dafür entwickelst, womit du am liebsten malst und was sich für deine Zwecke am besten eignet. Häufig gibt es günstige Farben-Sets für Einsteiger. Wenn du kannst und willst, musst du es natürlich nicht minimalistisch halten und darfst dich so richtig austoben. Die Fülle an Farben kann motivieren, aber auch überwältigend sein.

Meiner Meinung nach ist diese Grundausstattung für den Anfang völlig ausreichend:

Acrylfarben in Magenta, Gelb, Cyan (aus diesen Primärfarben kannst du die anderen Farben mischen), Schwarz zum Abdunkeln einer Farbe und Weiß zum Aufhellen einer Farbe 

Rund- und Flachpinsel aus Kunsthaar in unterschiedlicher Größe

Malmesser zum Anmischen oder auch Auftragen der Farbe

Malgrund in Form von Malkarton, vorgrundierter Leinwand oder ausreichend dickes Papier (ab 250 g/m², sonst wellt es sich bei feuchtem Farbauftrag sehr stark, ggf. rundum mit Kreppband auf der Tischplatte fixieren)

2 Gefäße für Wasser, eins davon zum Auswaschen der Pinsel, das andere für sauberes Wasser zum Verdünnen der Farbe. Ich nutze dafür z. B. leere Marmeladengläser oder diese Plastikeimer, wo Joghurt o. ä. drin war.

Palette, auf der du die Farben anmischen kannst. Hier eignen sich z. B. ausrangierte Keramikteller, Plastikdeckel von Farbeimern, (Plexi-)Glasplatten (lässt sich sehr gut mit einem Spachtel oder Ceranfeldschaber einfach reinigen und immer wieder verwenden), Plastikteller, die vom Lieferdienst übrig sind, oder du spannst einfach Frischhaltefolie über einen Karton. Nimm was du hast, das spart Geld und das Plastikzeug hat noch einen Nutzen, bevor es im Müll landet.

Hilfsmittel und Zusätze für spezielle Anwendungen oder besondere Effekte

Mittel zum Verdünnen oder Andicken der Farben, je nachdem welche Technik du anwenden möchtest.

Trocknungsverzögerer/Retarder lässt die Farbe langsamer trocknen. Angerührter Tapetenkleister ist auch eine Alternative zu diesem Zweck.

Acrylbinder, der ohnehin als Bindemittel in jeder Acrylfarbe enthalten ist, lässt sich als Kleber verwenden oder du kannst zusammen mit Pigmenten selbst Acrylfarben herstellen. Binder ist auch als Zwischenfirnis geeignet um eine Zwischenschicht im Bild zu versiegeln.

Gels und Pasten für interessante Strukturen und Oberflächen. Hier kannst du kreativ sein und z. B. Holzspäne, Asche, Kaffeepulver oder Sand mit der Acrylfarbe vermischen.

Fließmedium/Pouring Medium kommt bei der Gießtechnik zum Einsatz. Es verdünnt die Farbe und lässt sie besser verlaufen.

Firnis glänzend oder matt zum Versiegeln deiner Bilder.

Krakelierlack oder Holzleim für die Erzeugung von Risseffekten, Glitzerpartikel, Flüssigkeiten für Patina- und Rosteffekte, und, und, und…

Tipps für Anfänger, damit du viel Freude beim Malen mit Acrylfarben hast

1.    Nutze beim Malen alte Klamotten, dann kannst du entspannter herum klecksen. Acrylfarbe ist zwar wasserlöslich und solange sie noch feucht ist, besteht die Chance, sie auszuwaschen, ist sie aber bereits eingetrocknet, sieht es schlecht aus. Außerdem ist es ein gutes Ritual zur Einstimmung auf eine Malsession, wenn du in dein Maloutfit und damit in die Künstlerrolle schlüpfst.

2.    Halte die Hürde zum Anfangen niedrig und arbeite mit dem, was du bereits an Arbeitsmaterialien zuhause findest, z. B. Pinsel, Spachtel, alte Glas- und Plastikgefäße. Es braucht auch keine Staffelei, sondern du kannst einfach eine freie Fläche (Tisch oder Boden) zum Malen nutzen. Achte darauf, dass die Unterlage mit Zeitungspapier oder Folie vor Farbspritzern geschützt ist. Ich nutze einen alten Tisch, der darf eingesaut werden und wird immer bunter.

3.    Acrylfarbe dunkelt beim Trocknen etwas nach, weil der darin enthaltene Acrylbinder  im feuchten Zustand milchig weiß ist, dann aber transparent eintrocknet. Das kann für unangenehme Überraschungen sorgen, wenn ein sowieso schon recht dunkel gemaltes Bild im trockenen Zustand dann sehr düster aussieht. Ich habe diese Erfahrung gemacht, als ich ein schottisches Castle bei aufziehendem Gewitter gemalt habe. Daraus wurde dann ein schottisches Castle bei Nacht.

4.    Acrylfarbe zieht sich während des Trocknens etwas zusammen, wenn das Wasser verdunstet, daher kann es passieren, dass der Untergrund zu sehen ist, wenn du zu wenig Farbe aufgetragen hast.

5.    Wenn du eher ungeduldig bist und keine Pause bis zur nächsten Schicht einlegen möchtest, kannst du die Trocknung einer noch feuchten Farbschicht mit einem Fön beschleunigen. Dabei besser Fenster auf oder Atemschutz tragen, weil Hilfsmittel aus der Farbe verdunsten, die der Gesundheit nicht förderlich sind. Mit dem Fön kannst du übrigens auch sehr flüssige Farbe auf deinem Malgrund auseinander pusten und damit schöne Effekte erzeugen.

6.    Beim Mischen von Farben achte darauf, von hell nach dunkel zu arbeiten. Du beginnst also mit der helleren Farbe als Basis und fügst dann vorsichtig in kleinen (!) Schritten die dunklere Farbe dazu. Mische auch nicht zu viele Farben miteinander, außer du stehst auf matschige Brauntöne.

7.    Pflege dein Arbeitsmaterial, d. h. Pinsel, Spachtel oder Malmesser nach dem Malen immer gründlich mit Wasser und evtl. etwas Seife reinigen, Farbbehälter nach der Nutzung verschließen und darauf achten, dass die Öffnung der Tube oder Flasche nicht verklebt. Farbreste auf der Palette mit etwas Wasser besprühen und mit Frischhaltefolie abdecken, dann lässt sie sich oft am nächsten Tag noch verwenden. Ich nutze dafür auch gerne leere Frischkäseschalen o. ä. mit Deckel.

8.    Starte nicht mit dem Anspruch, ein perfektes oder realistisches Bild malen zu wollen. Das baut Druck auf, Frustration ist vorprogrammiert und du verlierst schnell wieder die Freude am Malen. Einige Zufallstechniken sind super geeignet für das Malen mit Acrylfarben und machen großen Spaß. Hab einfach Spaß und male was das Zeug hält, dann entwickeln sich auch deine handwerklichen Fähigkeiten immer weiter.

9.    Beginne mit dem Hintergrund und arbeite dich in Schichten von unten nach oben bzw. von hinten nach vorne vor. Was dir nicht gefällt, kannst du dabei in der nächsten Schicht einfach übermalen. Lasse vor dem Übermalen die vorangehende Schicht zunächst trocknen.

So, nun hast du einen Überblick und hoffentlich ganz viel Lust bekommen, mit Acrylfarben zu malen. Ich wünsche dir dabei ganz viel Spaß!

Nur Mut!

Katrin

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