Vermeide diese 7 Todsünden, wenn du mit deiner Kunst wachsen willst

Ok, Todsünden ist vielleicht etwas übertrieben formuliert, aber ich habe sie einfach mal als Aufhänger genommen für einen Überblick an Dingen, die uns beim Malen oder auch anderswo manchmal im Weg stehen. Die Reihenfolge entspricht der Häufigkeit, mit der sie mir begegnen, die häufigste zuerst.

Am Anfang ist die Motivation riesengroß. Du nimmst dir vor, regelmäßig zu malen, weil du weißt, dass es dir auf verschiedenen Ebenen total gut tut und helfen kann, deinen stressigen Alltag zu meistern. Du hast jede Menge Bücher, Blogs und Videos verschlungen über die heilsame Wirkung des intuitiven Malens und das möchtest du auch für dich.

Völlig euphorisiert machst du dich ans Werk und ziehst die Sache mit dem Malen ein paar Tage oder sogar Wochen durch. Doch dann hat sich deine Motivation irgendwie verdünnisiert und du lässt deine guten Vorsätze immer öfter schleifen.

Statt der täglichen kleinen Malroutine greifst du nur noch am Wochenende in den Farbtopf und selbst da hast du bald Besseres zu tun. Netflix gucken, in den Weiten des Internets umher streifen, die Couch ist auch sofalockend und außerdem hast du es dir verdient, einfach mal abzuhängen.

Schon redest du dir ein, dass sich die ganze Malsache sowieso nicht lohnt. Du bist weder deutlich besser geworden und all die tollen Effekte, von denen du gelesen und gehört hast, gelten – wenn überhaupt – offenbar nicht für dich.

Eine tiefere Verbindung zum Malen, zur Kunst und auf diesem Wege auch zu dir selbst braucht einfach Zeit, das geht nicht von heute auf morgen. Dasselbe gilt für deine Malfähigkeiten.

Ich sag ja nicht, dass jeder malen muss. Aber wenn du vom Malen und Kreativsein wirklich deutlich spürbar profitieren möchtest und egal ob als Mensch oder Künstler damit wachsen und dich weiter entwickeln willst, dann empfehle dich dir dringend, dich in Bezug auf die Träg- oder Faulheit nicht zu versündigen und dranzubleiben. Warte dabei bloß nicht auf den richtigen Moment oder ideale Bedingungen, die sowieso niemals eintreten, das sind alles nur Ausreden, die dich vom Handeln abhalten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass du gerne mit deiner Kunst wachsen möchtest, ist vermutlich gar nicht so gering, sonst würdest du das hier nicht lesen und wärst nicht Teil des Mutmalerei-Universums.

Wenn du dich also zum Malen oder einer anderen kreativen Tätigkeit hingezogen und im Inneren berührt fühlst, mache es zu einer Gewohnheit, die du nicht immer wieder hinterfragst. Das dauert. Geh mal von 3-6 Monaten aus und freu dich, wenn es schneller soweit ist. Eine Gewohnheit gehört dann wie selbstverständlich zu dir und deinem Leben und bedarf dann in der Regel keinen extra Aufwand an Überwindung und Krafteinsatz mehr. Es läuft dann praktisch wie von alleine und plötzlich ist die Leichtigkeit da, die du dir gewünscht hast.

Da investierst du Zeit und Geld ins Malen und dann läuft es überhaupt nicht so, wie du es dir vorgestellt hast. Die Farbmischung sieht aus wie Matsch oder Schlimmeres, die Linien sind verschmiert, dein Werk hat maximal das Niveau eines Vierjährigen und das führt zu Frust statt Lust. Am besten du kloppst alles in die Tonne und nutzt deine Zeit für was Sinnvolleres.

Der Zorn bestätigt dich in deinen negativen Glaubenssätzen, dass aus dir nie ein/e Künstler/in wird, weil du es einfach nicht kannst und nicht genug Talent hast.

Zorn setzt aber auch Energie frei. In die richtigen Bahnen gelenkt muss das nicht destruktiv wirken, sondern du kannst diese Energie für dich nutzen. Wenn dich etwas zornig macht, ist das ein super Hinweisgeber für deine Glaubenssätze, Erwartungen oder Bedürfnisse.

Verfolge die Spur des Zorns zurück zu ihrem Ursprung und komme dir dabei selbst auf die Schliche. Nutze die freigesetzte Energie, um nützliche Erkenntnisse in die Tat umzusetzen.

Das Niveau eines Vierjährigen, das oft etwas abfällig angesprochen wird, ist übrigens nicht zu unterschätzen. Wahrscheinlich können wir von dessen Malweise so einiges lernen. Schon Picasso wusste: „Jedes Kind ist ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“

Haufenweise Malzeug im Regal, Bücher, Farben, Pinsel, Stifte, Blöcke und Glitzer, aber das meiste gammelt vor sich hin und ins Tun kommst du trotzdem nicht?

Das alles ist nice to have und kann auch inspirierend sein, aber um zu malen und dich kreativ auszudrücken braucht es das alles nicht. So eine große Auswahl fühlt sich vielleicht sogar überfordernd an und dann weißt du gar nicht mehr, womit du anfangen sollst.

Oder du springst ständig von einem Produkt zum nächsten, kommst aber nicht weiter in Bezug auf deine Fähig- und Fertigkeiten und dümpelst an der Oberfläche dahin, statt tief einzutauchen und durch Erkenntnisgewinn mit deiner Kunst zu wachsen.

Reduziere dich auf weniger Material, das sich miteinander kombinieren lässt, dann hast du immer noch jede Menge Möglichkeiten und es kommt keine Langeweile auf. Nimm dir Zeit, dich intensiver mit bestimmten Farben oder Techniken zu beschäftigen, die dich ansprechen.

Du malst nur, wenn du so richtig Lust drauf hast, in Stimmung bist und dabei gleich in den Flow kommst? Das ist schade, weil diese Idealbedingungen in unserem stressigen Alltag oftmals nicht erfüllt sind und die Malerei dann nur ein äußerst seltenes Vergnügen wäre.

Die gute Nachricht: All das braucht es nicht und du kannst jederzeit loslegen und malen, auch ohne Lust, Ideen & Co.

Mir persönlich bringt es in solchen Situationen, wo mir gar nicht so vergnüglich und kreativ zumute ist, sogar besonders viel. Der Weg in bessere Laune und Verfassung entsteht tatsächlich oft beim Gehen bzw. Malen, wenn ich absichtslos drauflos male und zum Ausdruck bringe, was gerade da ist. Das Malen bringt mich in Bewegung, auf frische Gedanken und hinterher geht es mir in den allermeisten Fällen viel, viel besser.

Wenn Malen „nur“ ein Hobby sein soll, mit dem du hin und wieder deine Freizeit füllen möchtest, ist diese Sünde nicht so dramatisch, wenn du aber mit deiner Kunst persönlich und in Bezug auf deine Fähigkeiten wachsen möchtest, durchaus.

Kommt dir das Gras in fremden Gärten oft grüner vor? Ein bisschen durch die Social Media Kanäle gescrollt, entsteht schnell der Eindruck, bei anderen Kreativen und Künstlern da draußen sei alles so leicht und bunt und erfolgreich. Denen gehen anscheinend niemals die Ideen aus und die produzieren tolle Sachen wie am Fließband.

Bei dir sieht die Sache ganz anders aus und du hast das Gefühl, die anderen haben mehr Talent, Zeit, Geld, Beziehungen, Glück und dafür weniger Probleme und Schwierigkeiten als du.

Da kann schon mal Neid aufkommen, der bringt aber nix Gutes, für niemanden. 

Man muss auch gönnen können, wie es so schön heißt. Hör auf mit dem Vergleichen!  Lass dich lieber von den Erfolgen anderer inspirieren und mach dich schleunigst auf den Weg zu deinen eigenen Zielen und Träumen. Wenn du in dieser Richtung konstant aktiv bist, wirst du auch selbst bald Erfolge zu verzeichnen haben und eine Inspiration für andere sein.

Du hast beim Malen mit der Zeit schon einiges an Wissen, Erfahrung und Bildmaterial angehäuft und behältst das alles für dich ganz allein.

Mögliche Gründe dafür: Du hast dir alles mühsam selbst erarbeitet und aus Fehlern lernen müssen, das sollen die anderen dann doch bitte auch tun.

Du betrachtest andere Künstler und Kreative ein bisschen als Konkurrenz und möchtest deinen Vorsprung an Wissen nicht schmälern.

Oder – was ich in unserer gar nicht habgierigen Mutmalerei Community viel eher annehme – du traust dich nicht so richtig in die Sichtbarkeit, weil du selbst den Wert deines Wissens und Werks nicht erkennst, Angst vor negativer Bewertung hast und nicht glaubst, dass das, was du so machst für irgendjemanden von Interesse sein könnte. Zu dieser Kategorie gehörte ich früher übrigens auch und Anflüge solcher Gedanken kommen selbst jetzt noch immer mal wieder durch.

Egal, welcher Grund auf dich zutrifft, teile, was du hast, das ist für alle Beteiligten ein Gewinn.

Hochmut ist mir im Inneren der Mutmalerei zwar noch nicht begegnet, da beschäftigen wir uns eher mit der anderen Seite der Skala, wohl aber von außen. Das Gefühl, über anderen zu stehen, ist genauso ungesund wie andersrum.

Deine Kunstwerke sind einzigartig und eine tolle Sache. Stimmt. Es ist gut, wenn dir das bewusst ist. Sei aber nicht überheblich, beleidigt oder gekränkt, wenn dein Gegenüber das nicht erkennt und vielleicht keinerlei Wert in deinen Bildern sieht. Das bedeutet nicht, dass derjenige einfach zu blöd dazu ist oder dich persönlich angreifen möchte. Es macht ihn nicht zu einem schlechteren Menschen und dich auch nicht. Es sagt auch nichts über Wert und Qualität deiner Bilder aus.

Du brauchst mit deinen Bildern niemanden zu beeindrucken und keine Show abzuziehen. Die passenden Menschen werden sich davon angesprochen fühlen, andere können damit im Augenblick gar nichts anfangen und wieder andere machen sich vielleicht selbst des Hochmuts schuldig.

Lass dich bitte nicht entmutigen, wenn du Letzteren begegnest. Wertschätze, was du malst. Bleib bei dir und trotzdem offen für konstruktive Kritik und nützliche Hinweise. Erfreue dich auch am Entstehungsprozess, statt nur auf das Ergebnis zu schauen. Zeig dich in perfekter Unvollkommenheit und hab Mut zur Demut, die von Hochmut heilen soll.

Welcher dieser Todsünden hast du dich schon mal schuldig gemacht? Ich gestehe an dieser Stelle reumütig, dass ich jede einzelne davon schon mindestens einmal begangen habe. Mir wurde zum Glück vergeben, auch von mir selbst, ich habe daraus gelernt und arbeite weiterhin daran.

Viele Grüße aus der Mutmalerei!

Katrin

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Anonymous

    Ach alles so wahr

  2. Marlies

    Dieser Beitrag hat mich sehr berührt und ich werde mit einer wertschätzenderen Einstellung meine Malerei fortsetzen.

    1. Mutmalerei

      Das freut mich, so soll es sein!

  3. KUNZ susanu

    Ja du hast vollkommen recht. Ich bin nun 84 und malte seit Kinderzeit..dazwischen gebar ich Kinder und und dann …setzte ich meine Freizeit (neben VollTeamjob) für meine Enkel ein um denen vioel von meiner Heimat zu zeigen ….und dann geschah es!! ..ich wurde pensioniert!. Ich malte was das Zeug hält..es füllten sich Kästen-Kommoden und dann der ganze Keller……und dann wars passiert!!
    Umzug iin eine 1-Zi-Alterswohnung! Klar beteiligte ich mich an Ausstellungen oder organisierte selber eine ..aber –der Verkauf zur Produktion..stand nicht im Einklang! Den Keller einer Freundin füllte ich mit 50 Bildern …in der Werkstatt eines Kollegen trauern ca 20 Werke vor sich hin und ich hab nichts gelernt aus der Geschichte –!-auf dem 1,5m Balkon produziere ich ..in meiner unbremsbaren Leidenschaft -Bild um Bild! —Ich denke Malen ist schlimmer als Heroin? und es macht soooo glücklich ohne Nebenwirkungen! herzlich susan aus Weggis

  4. Edith Rohr

    Für mich, ist das Malen, besser Als Morphium( bin schwerst krank) the meaning of my life-das Malen.- leider sehen meine “ Werke” nur die Pflegenden.” Meine kleine Galerie!” Bin glücklich, jeden Tag einen Spaziergang, ins nächste Zimmer zu machen. Auch zufrieden, mit 5-10 min pro Tag. U wenn d Nächte lang u schmerzhaft sind- ich lasse mich in meine ( lange im Kopf, vorbereiteten, Motive , fallen u manchmal ist der Morgen schon angebrochen.-darum jedes Bild, hat einen Sinn( z B im Moment, ein Leuchtturm, der mir den Weg weist). Nicht nur Hobby u Kunst- die beste Teraphie, um zu überleben! Ich bin happy mit meiner Galerie. Allen Kranken u Gestressten,empfehle ich Pinsel u Farbe. Edith

Schreibe einen Kommentar