Wie du innere Bilder sichtbar machen und ihre Kraft für dich nutzen kannst

Was ist ein inneres Bild?

Ein inneres Bild meint eine Vorstellung von etwas, ein Bild, das vor deinem inneren Auge auftaucht. Innere Bilder entstehen durch Erfahrungen und sind stark mit Gefühlen verknüpft. Jeder von uns hat seine ganz eigene Galerie davon.

Lass uns etwas ausprobieren: Stelle dir einen Hund vor. So richtig, also erst weiterlesen, wenn du eine klare Vorstellung hast.

Je nachdem, welche Erfahrungen du bisher mit Hunden gemacht hast, wird dein inneres Bild völlig anders aussehen als das von jemand anderem.

Vielleicht hast du selbst einen Hund und sofort dessen Bild im Kopf. Du fühlst Liebe, Wärme, Freude oder Trost.

Du bist letzte Woche beim Joggen im Park von einem Hund in die Wade gezwickt worden? Dann taucht als inneres Bild vielleicht die Erinnerung an dieses unerfreuliche Ereignis auf, verbunden mit Angst, Wut, Schmerz, Ärger.

Selbst wenn du selbst keinerlei direkte Erfahrungen mit Hunden gesammelt hast, hast du innere Bilder dazu, die auf indirekten Erfahrungen beruhen. Vielleicht hast du einen Bericht im Fernsehen über die Situation der Straßenhunde in Sri Lanka gesehen oder deine Oma hat dir früher immer wieder gesagt, dass du dich von Hunden fernhalten sollst, weil sie gefährlich seien und voller Ungeziefer. Entsprechend werden deine inneren Bilder ausfallen.

Das ist doch faszinierend, oder? Solche inneren Bilder haben wir praktisch zu allem, unsere eigene Galerie ist nahezu unendlich groß und damit auch deren Potenzial an Kreativität und Erkenntnisgewinn. Die Vielfältigkeit der inneren Bilder macht auch deutlich, wie subjektiv Realität ist.

Die Kraft unserer inneren Bilder

Was ist dunkler, Kaffee oder Kohle? Vermutlich fällt dir die Antwort darauf nicht schwer, ohne dass du genau das mal gelernt hast, jedenfalls wenn du mit beidem schon mal eine Erfahrung gemacht hast. Es taucht sofort ein inneres Bild von Kaffee und Kohle vor deinem inneren Auge auf und du kannst einfach vergleichen und die Frage beantworten. Das ist doch eine super Leistung und zeigt wie viel Kraft in unseren inneren Bildern steckt.

Wir machen uns ständig innere Bilder von allem, ohne dass es uns bewusst ist. Es passiert einfach. Aus allen Erfahrungen, die wir im Leben machen, entstehen innere Bilder. Sie tragen dazu bei, wie wir uns fühlen, welche Entscheidungen wir treffen, ob uns jemand sympathisch ist oder nicht.

Innere Bilder können positiv besetzt sein (Erfolgserlebnisse, schöne Erinnerungen und Erfahrungen), aber auch negativ (Streit, Konflikte, direkte oder indirekte negative Erfahrungen, sie können uns unterstützen und nutzen oder auch behindern und ausbremsen.

Beispiele für den positiven Nutzen innerer Bilder:

Geführte Meditationen arbeiten mit inneren Bildern, wir machen Fantasiereisen zur Entspannung, im Sport spielen innere Bilder beim Mentaltraining eine wichtige Rolle und ihre stärkende Kraft wird auch im Bereich Gesundheit immer mehr genutzt (z. B. Kohärenztraining).

Du warst mutig, hast deine Grenze überwunden und dein Ziel erreicht? Jedes Mal, wenn du dich daran erinnerst und die inneren Bilder dazu auftauchen, stimmt dich das positiv, gibt dir Kraft und Selbstbewusstsein. Bei mir war der erste Marathon so ein Ereignis und ich spüre die positive Wirkung sofort wieder, während ich diese Zeile schreibe.

Auch der Glaube bzw. das innere Bild einer höheren Macht, die dich führt und beschützt, kann dir in schwierigen Situationen Halt und Kraft geben.

Beispiele für hinderliche innere Bilder:

Berieseln mit negativen Bildern durch Fernsehen, z. B. in Form von Katastrophenmeldungen in den Nachrichten. Sie sorgen für negative Gefühle, Ängste und Stress.

Daran denken, was wir nicht wollen, statt was wir wollen. Eine Verneinung denken funktioniert nicht. Egal, ob es heißt, denke nicht an einen lila Elefanten oder denke an einen lila Elefanten, wird dein inneres Bild in beiden Fällen ein lila Elefant sein mit den entsprechenden Gefühls- und Handlungskonsequenzen. Daraus folgt, besser die Aufmerksamkeit darauf lenken und eine Vision davon kreieren, wo wir hin wollen. In meinem Blogartikel zur selektiven Aufmerksamkeit und Wahrnehmung erfährst du mehr darüber.

Innere Bilder, die auf den schlechten Erfahrungen anderer beruhen, können sich ebenfalls ungünstig auf unser Leben auswirken und negative Glaubenssätze entstehen lassen. Die Beziehung deiner Eltern ist gescheitert und auch in deinem sonstigen Umfeld trennen sich viele Paare? Deine Herkunftsfamilie hat immer hart gearbeitet und ist trotzdem kaum über die Runden gekommen? Nahestehende Personen erzählen immer wieder von ihrem schweren Leben, Tragödien, schlimmen Erlebnissen, Schicksalen, Krankheit? Das alles verankert sich in deiner Vorstellungswelt und die negativen Glaubenssätze und inneren Bilder machen dir das Leben schwer.

Die gute Nachricht:

Das muss nicht so bleiben! Wenn wir diese Zusammenhänge erkennen und uns mit unseren inneren Bildern auseinandersetzen, lässt sich vieles davon auflösen oder umschreiben. Es lohnt sich auch, allgemein gültige kollektive Bilder zu hinterfragen und sich ein eigenes Bild zu machen.

Wie sehen deine inneren Bilder aus?

Eine Beschäftigung mit den eigenen inneren Bildern lohnt sich, denn sie beeinflussen wie wir die Welt wahrnehmen, unser Selbstbild, unsere Gefühle, unser Denken und Handeln, unsere Beziehungen, die Gesundheit und noch viel mehr.

Eine Möglichkeit der Auseinandersetzung mit unseren inneren Bildern ist die Kunst, wie z. B. beim intuitiven Malen. Wenn sich das für dich spannend anhört und du mal in das Thema reinschnuppern willst, schau dich hier in der Mutmalerei um. Vielleicht ist auch in der Bildergalerie etwas für dich dabei, z. B. eine innere Landschaft, in der du dich sofort zuhause fühlst. Hier ist eine, die mich sofort eintauchen und bei mir ankommen lässt. Wenn es dir damit ähnlich geht, klicke auf das Bild.

Innere Bilder malen

Deine eigene riesige Galerie hat immer geöffnet und hält Inspiration und Erkenntnis bereit. Besuchst du sie auch viel zu selten? Welche Ausstellung läuft dort gerade? In anderen Worten: Wie geht es dir und was beschäftigt dich im Moment? Wie fühlst du dich und womit hängt das zusammen?

Ich weißt nicht, wie deine Erfahrungen sind, aber mein Eindruck ist, dass die Sozialisation uns nicht gerade dazu führt, uns mehr mit diesem Bilderschatz zu beschäftigen.

Damit sich das ändert, möchte ich dir ein paar Ideen mit dir teilen, wie du durch intuitives Malen wieder einen Zugang zu deinen inneren Bildern findest und diese auf kreative und künstlerische Art zum Ausdruck bringen kannst.

Idee 1: Dein inneres Bild einer Zitrone malen

Stell dir mal eine Zitrone vor. Wie sieht sie aus, wie fühlt sie sich an, wie riecht und vor allem wie schmeckt sie? Schneide dir gedanklich eine dicke Scheibe davon ab und stecke sie dir in den Mund. Und jetzt kauen, damit sich der Saft überall in deinem Mund verteilt. Wenn du gut im Visualisieren und Eintauchen in deine inneren Bilder bist, hast du jetzt bestimmt ziemlich viel Spucke im Mund und dein Gesichtsausdruck verändert sich.

Wahrscheinlich hast du schon mal die Erfahrung gemacht und in eine Zitrone gebissen, woraufhin ein recht eindrückliches, klares und präsentes inneres Bild entstanden ist, daher halte ich dieses Beispiel für einen einfachen Einstieg ins Malen innerer Bilder.

Nimm dir eine Zitrone, außerdem verschiedene Stifte oder Kreiden deiner Wahl und ein großes Blatt Papier. Kleiner als DIN A4 sollte es nicht sein, falls es dynamischer wird. Lege alles vor dich auf den Tisch.

Dann schließe die Augen, atme ein paar Mal tief durch, um etwas Abstand zum Alltag zu bekommen und im Hier und Jetzt anzukommen.

Nimm nun die Zitrone in die Hand und nimm sie im Geiste nicht nur visuell, sondern mit allen Sinnen intensiv wahr. Welche Farbe und Form hat sie? Wie ist die Oberfläche beschaffen? Wie riecht es, wenn du die Schale reibst? Wie schmeckt es und was passiert auf der Zunge, wenn du hinein beißt? Du kannst das Ganze auch tatsächlich tun: Betrachte, fühle, rieche, schmecke!

Wenn du keine Zitrone hast, greife auf deine Erfahrungen und Erinnerungen zurück und stelle dir alles ganz genau vor. Tue all das in deiner Vorstellung, ganz langsam und bewusst, bis ein deutliches inneres Bild dazu entsteht.

Wenn du eine klare, umfassende Vorstellung, also ein inneres Bild der Zitrone hast, greif dir einen Stift oder auch einen für jede Hand und zeichne mit geschlossenen Augen ein- oder beidhändig aus der Erinnerung all deine inneren Erfahrungen.

Es geht nicht darum, ein realistisches Abbild der Zitrone zu erschaffen! Es kann sein, dass es eine Ähnlichkeit gibt, genauso gut ist es, wenn niemand bei dem entstandenen Bild erkennt, was dessen Grundlage gewesen ist. Versuche, nicht nur in Symbolen zu denken und zu zeichnen (sowas wie Traurigkeit durch eine Träne darstellen), sondern deine Wahrnehmung und Gefühle anders auszudrücken. Durch Formen, Farben, schnelle oder langsame Bewegungen, zarte oder feste Streiche, usw..

Überlasse dich ganz der Erinnerung und gib dir einige Minuten Zeit zum Zeichnen, bis jede Wahrnehmung ihre Spur auf dem Papier hinterlassen hat.

Danach betrachtest du dein gezeichnetes inneres Bild. Spüre nochmal rein und bringe die Spuren auf dem Papier mit deinen Wahrnehmungen und Erinnerungen zusammen. Schau dir alles wertfrei an, es gibt kein richtig und falsch. So lernst du, deine ganz persönliche Bildsprache zu entschlüsseln.

Idee 2: Augen reiben

Die Idee stammt nicht von mir, sondern ich habe sie in dem tollen Buch „Intuitiv Zeichnen – Sehen mit allen Sinnen* von Thomas Lüchinger entdeckt. Eins meiner Lieblingsbücher zum intuitiven Malen/Zeichnen.

Lege dir verschiedene Stifte bereit. Mach die Augen zu und reibe dir mit leichtem (!) Druck mit deinen Handballen oder Fingern über die Lider. Bestimmt hast du das sowieso schon mal gemacht und dabei festgestellt, dass dadurch im Dunkeln vor deinem inneren Auge verschiedene Formen, Lichtblitze und Muster auftauchen.

Nimm all das ganz genau wahr. Wie fühlt es sich an? Welche Assoziationen löst es aus? Gibt es bestimmte Farben, Formen, Strukturen oder Töne, die du damit verbindest?

Wenn du soweit bist, nimm dir einen Stift oder auch einen in jede Hand und bringe deine Wahrnehmung, Erlebnisse und Erinnerungen dazu aufs Papier.

Lasse deine Bewegungen intuitiv von deinem Körper führen und zeichne dein inneres Bild. Du kannst hierbei keine Fehler machen. Es geht nicht darum, ein schönes Bild zu zeichnen, sondern um Ausdruck und Verbindung mit deinen inneren Bildern.

Diese Fähigkeit wird dich beim intuitiven Malen auf jeden Fall voran bringen!

Die Übung funktioniert ebenfalls, wenn du in eine helle Lichtquelle schaust und dann die Augen schließt. Dabei entstehen ähnliche inneren Bilder, die du malen kannst. 

Idee 3: Migräne mit visueller Aura als Inspirationsquelle nutzen

Herzlichen Glückwunsch, wenn dich das Thema nicht betrifft! Aufgrund eigener Erfahrungen damit, möchte ich diese Idee trotzdem teilen, denn bestimmt sind einige Betroffene oder Interessierte unter euch.

Früher hatte ich häufiger Migräne. Dieser ging immer eine „visuelle Aura“ voraus. Alles begann mit einem hellen, blinden Fleck im Gesichtsfeld, der immer größer wurde, gefolgt von flackernden Zickzackformen. Kennst du Missoni Muster? So in etwa kannst du dir die vorstellen.

Das machte es mir schwer, etwas zu fokussieren, um beispielsweise etwas zu lesen oder einem Film im TV zu folgen. Etwa eine Viertelstunde später, wenn die flackernden Zickzackringe bis an den Rand meines Gesichtsfeldes vorgedrungen waren, setzten starke Kopfschmerzen ein.

Diese neurologischen Erscheinungen waren in der Schule besonders unangenehm. Wenn ich in der Auraphase zum Vorlesen aufgefordert wurde, ging das mit starker Anstrengung zwar irgendwie, aber davon wurde mir richtig übel, denn es ist schwierig, einen Punkt zu fokussieren, wenn im es im Sichtfeld flackert, blitzt und alles in Bewegung ist. Am besten sofort Augen zu, hinlegen und abwarten. Das ist natürlich nicht immer möglich, beim Autofahren zum Beispiel. Sehr schlechtes Timing!

Damals wusste ich gar nicht, dass es sowas wie eine visuelle Aura gibt und mit meiner Migräne zu tun hat. Wenn ich einfach gesagt habe, ich kann nicht richtig gucken, ist das nicht immer auf Verständnis gestoßen, ich habe es ja selbst nicht verstanden. Irgendwann ist mir dann mal ein Buch zum Thema Migräne in die Hände gefallen mit vielen Infos zu den verschiedenen Typen und Auraformen. Das Buch enthielt auch Bilder von Migränepatienten, die ihre visuelle Aura gemalt haben. Manche davon sahen genauso aus wie meine inneren Bilder dazu. Endlich habe ich gewusst, was das ist und dass ich nicht alleine mit diesem Phänomen bin.

Wo es hier um innere Bilder geht: Migräne ist was Doofes, ganz klar, lässt sich aber auch als Inspirationsquelle nutzen, was einige Künstler auch tun bzw. getan haben. Salvador Dali soll z. B. eins seiner bekanntesten Bilder „Die Beständigkeit der Erinnerung“ (das mit den zerfließenden Uhren) während einer Migräneattacke gemalt haben. Weitere Maler, die unter Migräne litten, waren Claude Monet und Vincent van Gogh. Keine Ahnung, ob du auch zu den Betroffenen gehörst, aber falls ja, schau dir unbedingt mal deren Werke an. Vielleicht geht es dir wie mir und du findest deine Wahrnehmungen während einer Migräneattacke in dem ein oder anderen Werk wieder.

Noch besser: Bringe deine eigenen inneren dazu Bilder auf Papier und Leinwand! Wenn dich die Migräne verschont, nutze die anderen Ideen, um dich mit deinen inneren Bildern zu verbinden und sie kreativ und künstlerisch zum Ausdruck zu bringen. Innere Bilder sichtbar machen funktioniert mit jedem Thema und ist total spannend. Wenn es mit der Zitrone gut klappt, probiere auch komplexere Themen aus (Liebe, Panikattacke, Migräne, Haustier, Freundschaft, Schokolade, usw.).

ZUSAMMENFASSUNG:

Du trägst eine große Galerie voller inneren Bilder in dir.

Schau dir besonders die positiv besetzten immer wieder an, lass dich von ihnen stärken, tragen und motivieren.

Lege dir ein Kollektion von Lieblingsbildern zu, die du jederzeit vor deinem inneren Auge aufrufen kannst, um dich selbst damit in schwierigen Situationen zu unterstützen. Hier geht’s zur Galerie!

Nutze das intuitive Malen, um mit deinen inneren Bildern in Verbindung zu kommen, sie auszudrücken und zu gestalten.

Auch indirekte Erfahrungen, d. h. Erlebnisse und Erfahrungen anderer Menschen, kannst du für dich nutzen. Tausche dich mit Menschen aus, die dich inspirieren und die das, was du dir wünschst, schon geschafft haben. Lies Bücher und Berichte, die dich motivieren und Mut machen.

Hinterfrage negative Glaubenssätze und verändere Schritt für Schritt deine inneren Bilder dazu.

Mache dir aktiv dein eigenes Bild von allem.

Sag gerne mal Bescheid, welche Erfahrungen du mit den Übungen gemacht hast oder melde dich bei mir, wenn du Fragen und Anregungen zum Thema hast. Ich lese eure E-Mails tatsächlich und beantworte sie auch. 

Viele Grüße aus der Mutmalerei!

Katrin

Teile den Beitrag gerne mit anderen, die sich für das Thema interessieren.

(* Affiliate Links)

Schreibe einen Kommentar