Art Journal auf Buchseiten: Eine einfache und wirkungsvolle Upcycling-Idee für alte Bücher & Gedanken

Aus alten Büchern etwas Neues gestalten

Bücher sind etwas Wunderbares. Manche schenken uns nur ein paar Stunden gute Unterhaltung und sorgen für entspannte Momente. Andere reißen uns mit in andere Welten, lassen uns in fremde Leben und Schicksale eintauchen. Ein Buch kann uns Wissen vermitteln, für Inspiration sorgen, Emotionen auslösen und etwas tief in uns berühren. Manch ein Buch ist unabhängig vom Inhalt mit besonderen Erinnerungen verknüpft, weil wir es von einer Person bekommen haben, die uns etwas bedeutet, oder wir es mit einer bestimmten Lebenssituation verbinden, in der es uns begleitet hat.

Wegen all dieser Dinge fällt es mir schwer, mich von echten Büchern, also die aus Papier, zu trennen. Außerdem werfe ich grundsätzlich ungern Sachen die in den Müll, die noch gut zu gebrauchen sind. Früher habe ich einige ausgewählte Exemplare behalten, manche sogar mehrmals gelesen und immer wieder neu entdeckt. Die meisten wurden weiter gereicht, verschenkt, getauscht, gespendet oder verkauft. Irgendwann war das Buchregal trotz doppelreihiger Belegung voll. Kaum jemand wollte, vermutlich wegen des gleichen Platzproblems, den Büchern ein neues Zuhause geben und beim Verkauf kam so wenig rum, dass sich der ganze Aufwand nicht rentierte.

Vielleicht geht es dir ähnlich und du suchst nach einer Art Upcycling Idee für solche Bücher? Dann habe ich hier eine Idee mit Mehrwert für dich, insbesondere wenn du gerne malst/zeichnest, dich für Art Journaling interessierst und dich auf kreativem Weg mit dir selbst auseinander setzen möchtest.

Buchseiten bemalen – Upcycling-Idee für alte Bücher & Gedanken

Bücher sind aus Papier und lassen sich natürlich bemalen, für Skizzen benutzen oder auch bedrucken. Manchmal kann es gewollt sein, dass die Schrift oder Teile davon deutlich zu sehen sind. Wenn das nicht der Fall ist, kannst du die Buchseiten zunächst mit Gesso oder Acrylfarbe grundieren. Soll die Schrift gar nicht mehr sichtbar sein, sind dafür meistens mehrere Lagen nötig. Dazu immer erst die eine Schicht trocknen lassen (ggf. mit dem Fön nachhelfen), bevor die nächste aufgetragen wird. Alternativ kannst du die Buchseiten auch überkleben.

Beim Arbeiten mit feuchten Farben sollte das Buchpapier schon etwas dicker sein, damit es sich nicht allzu sehr wellt und z. B. ein Marker sich nicht durchdrückt. Dünnere Blätter lassen sich verstärken, indem du zwei oder mehrere Seiten aneinander klebst.

Die Buchseiten lassen sich auch gut als Untergrund für eine Collage nutzen oder du zerreißt sie und baust die Schnipsel in eine Collage auf einem anderen Malgrund ein. Während es früher in der Schule verboten war, in die Bücher zu kritzeln oder sie gar zu zerreißen, darfst du dir das jetzt alles erlauben und dich nach Herzenslust kreativ austoben. Ha!

Art Journaling ist Achtsamkeitstraining und Kunsttherapie in einem

Künstlerisches, kreatives Gestalten bedeutet auch Lebensgestaltung. Ein Art Journal, sowas wie ein kreatives Tagebuch, ist ein tolles Werkzeug, um mit dir selbst, deinen Gefühlen, Gedanken, Bedürfnissen und Zielen in Kontakt zu kommen.

Keine Sorge, du musst kein „Künstler“ sein, um ein Art Journal zu führen, schließlich können nicht nur Schriftsteller ein Tagebuch schreiben. Du kannst mit Bildern, Farben und Formen auch Dinge ausdrücken, für die du keine Worte hast. Das ist unglaublich heilsam und tut der Seele gut. Deine Intuition bekommt wieder mehr Frei- und Spielraum und du wirst überrascht sein, was da alles sichtbar wird. Deshalb gib der Sache eine Chance, lass dich drauf ein und gönne dir regelmäßig diese kleine kreative Auszeit.

Für ein Art Journal wird häufig ein Skizzenbuch verwendet, aber ich nutze aus den oben genannten Gründen gerne ein altes Buch dafür. Das hat auch den Vorteil, dass wir nicht mit „Nichts“ auf einem weißen Blatt starten, was manchmal überfordernd und einschüchternd sein kann. Die Buchseite liefert uns eine Ausgangssituation, von der wir uns anregen und inspirieren lassen können. Diese Ausgangssituation dürfen wir dann in unserem Sinne verändern und ausgestalten, so wie wir das mit allen Lebenssituationen tun können und meiner Meinung nach auch sollten, um nicht als Opfer der Umstände zu enden.

Probiere das mal aus:

1.    Nimm dir ein Buch, das nicht mehr gelesen werden soll. Das kann ein völlig neutrales Buch sein, das nicht emotional besetzt ist, wenn dir das Umgestalten damit leichter fällt, oder auch ein besonderer Begleiter mit mehr persönlichem Bezug. Du entscheidest.

2.    Du kannst völlig offen an diese Übung heran gehen, gedanklich einen Themenbezug zu etwas herstellen, was dich gerade beschäftigt, oder du formulierst vorab eine Frage.

3.    Schlage das Buch auf. Du kannst einfach vorne auf der ersten freien Seite beginnen (ich nutze als Rechtshänderin meist nur die rechte Buchseite) und dich dann nach hinten durcharbeiten. Ich schlage das Buch lieber an einer beliebigen Stelle auf.

4.    Überfliege den Text und schau, ob dich bestimmte Wörter oder ein ganzer Satz in irgendeiner Form ansprechen und wo du einen Bezug zu dir, deiner aktuellen Stimmung oder deinem gedachten Thema herstellen kannst.

5.    Hebe diese Textteile hervor, indem du sie z. B. umrandest oder farbig markierst. Auf dem Beispielbild habe ich die anderen Textteile mehr oder weniger stark übermalt und in den Hintergrund treten lassen.

6.    Jetzt kannst du die Seite mit und um die Wörter herum ganz nach Lust und Laune intuitiv ausgestalten. Klecksen, zeichnen, kleben, schreiben, tob dich beim Malen richtig aus, bewerte und zensiere dein Tun dabei nicht. Es muss nichts Schönes im klassischen Sinn entstehen. Lass dich einfach treiben.

Wenn du gerade nicht so viel Zeit und Lust zum Ausgestalten hast, nimm trotzdem möglichst täglich dein Art Journal Buch kurz zur Hand und hebe Textteile hervor, die dich ansprechen. Das kann auch nur ein einziges Wort sein. Lass das Wort auf dich wirken, stelle einen Bezug zu dir und deinem Leben. Mit diesem kurzen Moment der Achtsamkeit hast du dir auf jeden Fall schon etwas Gutes getan.

7.    Am Ende kannst du dir irgendwo auf der Seite noch das Datum und deine Gedanken zum Bild notieren, dann lassen sich diese beim späteren Anschauen nochmal besser nachvollziehen.

Wichtig:

Vergleiche dich und dein Art Journal Buch nicht mit all diesen bunten und oftmals sehr, sehr aufwendig ausgestalteten Art Journals, die man so präsentiert bekommt. Deins kann und wird wahrscheinlich völlig anders aussehen und ist genauso gut und wertvoll, wenn es dich zu konstruktiven Gedanken anregt und du dadurch deinen Gefühlen Raum gibst. Das ist kein Kreativ-Wettbewerb und abgesehen davon fühlt sich das Leben eben nicht immer bunt an. Auch die Schattenseiten und negative Gefühle haben ihre Daseinsberechtigung und wollen gesehen werden. Also lass dich bloß nicht davon abhalten und mach DEIN Ding, gestalte DEIN Art Journal Buch und DEIN Leben!

Ich wünsche dir viel Vergnügen beim Ausprobieren und Dranbleiben! Wenn dir das Art Journaling in alten Büchern gut tut und Spaß macht, schau auch mal in meinen Blogartikel zum experimentellen und intuitiven Schreiben & Malen rein, die Übung dort könnte dir auch gefallen.

Nur Mut!

Katrin

P.S.: Bekommst du eigentlich schon den Newsletter aus der Mutmalerei? Trag dich gerne unter Newsletter dafür ein, wenn dich solche Themen wie hier interessieren, dann gibt’s derzeit 1-2 mal im Monat Post aus der Mutmalerei mit Impulsen rund um ein kreatives, mutiges Leben und du verpasst keine Neuigkeiten.

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