Nach dem Malen mit Acrylfarben: Farbwasser richtig entsorgen

Acrylfarben kommen bei mir in der Mutmalerei aufgrund ihrer tollen Eigenschaften und unkomplizierten Anwendung oft zum Einsatz. Nutzt du sie auch gerne? (Hier findest du einige nützliche Anregungen und Hinweise zum Malen mit Acrylfarben, wenn du gerade erst in die Acrylmalerei einsteigen willst.)

Früher habe ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken um die Entsorgung des schmutzigen Farbwassers gemacht, in dem ich meine Pinsel stehen habe und auswasche. Hin und wieder wanderte ein Glas damit achtlos in den Ausguss, auch wenn irgendwann schon deutliche Ablagerungen unten im Beckenablauf zu erkennen waren.

Inzwischen male ich viel mehr und habe dementsprechend auch wesentlich größere Mengen Farbwasser zum Entsorgen übrig, was mich dazu veranlasst hat, mich mal intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und es heute anders zu machen. Die Bakterienkulturen in unserer vollbiologischen Kleinkläranlage haben mir schon ein Dankesschreiben geschickt. 😉 Weil du dir vielleicht auch noch nie Gedanken darüber gemacht hast oder es jetzt tust und nach Lösungen suchst, habe ich dir mal ein paar Anregungen dazu hier aufgeschrieben.

Warum das schmutzige Pinselwasser/Farbwasser nicht in den Abfluss gehört

Acrylfarben sind doch wasserlöslich (solange sie noch nicht getrocknet sind), das klingt so natürlich und unproblematisch, oder? Isses aber nicht.

Acrylfarben bestehen aus Pigmenten, die mit Acrylharz gebunden sind. Acrylharz ist letzten Endes Kunststoff/Plastik und dass Mikroplastik Probleme im Wasserkreislauf macht und sich ungesunderweise in Natur, Mensch und Tier anreichert, wissen wir ja.

Auch einige Farbpigmente sind giftig und enthalten Schwermetalle, z. B. das Cadmium in den schönen, leuchtenden Cadmiumrot- und -gelbtönen, Blei im Zinkweiß oder Neapelgelb, Quecksilber im Zinnober, Nickel im Indischgelb,…

In den Produktinformationen und Sicherheitshinweisen der Hersteller, die wir selten so ganz genau oder überhaupt lesen, wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Farben, Farbreste und eben auch das Malwasser umweltschonend und fachgerecht entsorgt werden müssen.

Eingetrocknete Farbe soll in den Hausmüll, noch flüssige Farbe ist als Sondermüll abzugeben. Bei uns im Ort kommt dafür mehrmals im Jahr ein Schadstoffmobil vorbei, die sowas annehmen.

Auch Pinsel und Rollen mit anhaftenden Farbresten sollten nicht einfach am Waschbecken ausgespült werden. Der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie hat ein Dokument mit Hinweisen herausgegeben, wie Pinsel und Rollen nach der Benutzung zu reinigen sind, um Umweltbelastungen durch wasserbasierte Farben und Lacke zu vermeiden. Du findest es HIER.

Möglichkeiten zur Entsorgung von Pinselwasser/Malwasser/Farbwasser

Hier sind die Ergebnisse meiner persönlichen „Feldstudien“. Falls du weitere Erfahrungen und Ideen zum Thema hast, schreib sie gerne in die Kommentare.

1. Farbwasser in einem Eimer sammeln und absetzen lassen

Mein erster Versuch war, das Farbwasser in einem großen Eimer zu sammeln und es eine Weile stehen zu lassen. Mit der Zeit sollten sich die festen Farbbestandteile absetzen, so dass das geklärte Wasser vorsichtig abgegossen und der Bodensatz mit altem einem Lappen/Küchenkrepp ausgewischt werden kann, der dann in dann in den Restmüll wandert.

So war jedenfalls der Plan.

Hat nicht funktioniert.

Ja, ein Teil setzt sich bald unten ab, aber von klarem Wasser kann auch nach mehreren Wochen des Wartens nicht die Rede sein, außerdem müffelt es mit der Zeit und es bilden sich Schimmelstellen im oben am Rand des Eimers.

2. Katzenstreu

Von unserem Kater Hannibal hatte ich sowieso noch Klumpstreu herumstehen, also ab in einen Behälter damit und das Pinselwasser dort hinein gekippt. Das Zeug tut was es soll. Die Flüssigkeit wird unmittelbar und vollständig aufgenommen, es bilden sich feste Klumpen, die dann herausgenommen und im Restmüll entsorgt werden können.

Was die Funktionalität betrifft taugt diese Option, aber ideal finde ich diese Möglichkeit trotzdem nicht, wenn man regelmäßig größere Mengen Farbwasser loswerden möchte.

3. Filtern

Als „Filter“ habe ich ausprobiert: Ein altes T-Shirt, Küchenkrepp und Kaffeefilter.

Nach meinem Empfinden bringt diese Filtermethode nichts oder nur wenig. Das durchgelaufene Wasser, das möglichst klar sein sollte, sieht fast genauso aus wie das schmutzige Farbwasser. In dem Filter (egal bei welcher der o. g. Varianten und auch doppellagig) sind so gut wie keine Rückstände zu sehen. Daraus schließe ich, was oben reingekippt wurde, kommt auch mehr oder weniger genauso wieder unten raus.

4. Chemische Aufbereitung des Farbwassers

Die Option einer chemischen Aufbereitung des Farbwassers habe ich nicht ausprobiert.

Bei der Recherche nach weiteren Möglichkeiten zur Aufbereitung des Farbwassers bin ich auf einen Artikel von Golden gestoßen. Dort wird das Farbwasser chemisch mit Aluminiumsulfat u. a. zum Ausflocken gebracht. Das Ganze lässt sich dann filtern, das geklärte Wasser kann in den Ausguss und die ausgeflockten festen Bestandteile in den Restmüll. Also so, wie ich es mir ohne Chemie erhofft hatte.

Gleich zu Beginn des Artikels wird allerdings auf die Gefährlichkeit der Chemikalien hingewiesen, so dass ich kein gutes Gefühl hatte und das Zeugs nicht bestellt habe. Das Ganze scheint aber laut anderen Berichten zu funktionieren, falls du es ausprobieren möchtest, ist HIER die Anleitung.

5. Superabsorber/Camping Granulat

Über eine Idee von meinem Mann bin ich dann auf ein anderes Produkt gestoßen, das Flüssigkeiten bindet, so dass diese im Restmüll entsorgt werden können. Das Granulat wird z. B. von Campern gerne benutzt, um Hinterlassenschaften geruchsfrei zu binden und als Feststoff entsorgen zu können. Auch in Industrie und Landwirtschaft kommt es zum Einsatz.

So ein „Superabsorber“ (suche nach diesem Begriff, um entsprechende Produkte zu finden) kann Flüssigkeiten bis zum 1000fachen seines Eigengewichts aufnehmen, ist laut Herstellerangabe schadstofffrei und enthält keine Chemikalien. Klingt gut, also bestellt! (Ich habe das Camping Granulat des deutschen Herstellers Schauch verwendet – keine Werbung – aber es gibt auch einige alternative Produkte, wenn du dich mal auf die Suche machst.)

Mein Eindruck: Ich bin positiv überrascht. Es tut sich nicht sofort etwas, aber als ich nach kurzer Zeit wieder geschaut habe, war das komplette Farbwasser in feste, gelartige Flocken verwandelt, deren Konsistenz etwas an den Inhalt von Geleefrüchten erinnert. Vielleicht kennst du die. Im Eimer wirkte der Flockenhaufen wie Wackelpudding, aber erstaunlicherweise verhält sich das Zeug in der Restmülltonne gar nicht glibberig, sondern wie feste Brösel.

Mein Fazit zum Umgang mit dem schmutzigen Farbwasser

Superabsorber/Camping Granulat und Katzenstreu eignen sich gut, um Farbwasser aufzunehmen und dann im Restmüll zu entsorgen.

Eine exakte Rechnung, was im Endeffekt günstiger ist, habe ich nicht aufgestellt und auch nicht genau abgewogen, wie viel Gramm ich jeweils verwendet habe. Außerdem sind die Preise und die Saugfähigkeit bei verschiedenen Katzenstreus ohnehin sehr unterschiedlich, gut ist wohl ein Verbrauch von 1 (Streu) zu 2 (Flüssigkeit). Von dem Superabsorber braucht man etwa 10 g für 1 l Wasser.

Wenn ich auf Grundlage dieser Angaben mal grob durchkalkuliere, scheint das Katzenstreu teurer zu kommen, insbesondere wenn ich gleich einen ganzen Eimer von dem Superabsorber bestelle und nicht nur die Testgröße wie für meinen Versuch hier. Die Entsorgung von 1 l Farbwasser kostet mich mit dem Camping Granulat etwa 10 Cent, mit Katzenstreu etwa 30 Cent, daher werde ich ab jetzt mit dem Superabsorber arbeiten.

Tipp:

Wenn du auch nicht ganz auf Acrylfarben verzichten möchtest, oft und gerne kreativ bist und ungerne Farbe verschwendest, habe ich noch eine Idee für dich. Leg dir beim Malen stets Papier oder dein Skizzenbuch nebendran und trage die Farbreste vom Pinsel und von der Palette einfach dort auf, so entstehen schöne Collagepapiere oder du hast einen bunten Hintergrund, den du später weiter ausgestalten kannst.

Mir macht es total Spaß, mich von den zufälligen Strukturen inspirieren und zum Weitermalen einladen zu lassen. Die Angst vor dem weißen Blatt ist damit passé und du hast bei deiner nächsten Malzeit direkt etwas, worauf du reagieren und was du weiter entwickeln kannst.

Viel Freude weiterhin beim Malen!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Inge

    Tolle Studie, danke für die interessante Info.

  2. Martina

    Habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie schädlich Acryl u.a. für die Umwelt ist. Daher auch vielen vielen Dank für die Infos, vor allem, was man dagegen tun kann. Die Idee mit Katzenstreu und Absorber finde ich einfach klasse, genauso wie die Idee mit den Skizzenblättern.

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