Serendipität – Das Geheimnis vom Finden ohne Suchen und wie es dir beim intuitiven Malen hilft

Vor Kurzem ist mir ein Wort über den Weg gelaufen, das mir bis dahin noch völlig unbekannt war: Serendipität. Als ich dessen Bedeutung auf den Grund ging, lieferte es mir eine wunderbare Beschreibung dafür, warum ich so ein Fan der Zufallstechniken in der Malerei oder auch beim Schreiben bin.

Zufallstechniken (oder auch aleatorische Techniken) sind nämlich ideal, um das Glück und mehr in deiner Kunst zu finden, wo du es vielleicht gar nicht vermutet hast oder von dessen Existenz du noch gar nichts ahnst.

Woher kommt der Begriff Serendipität?

Dazu eine kurze Geschichte:

Es waren einmal drei Prinzen aus Serendip (dem heutigen Sri Lanka), die machten sich auf den Weg in ein fernes Land, um einen Schatz zu suchen. Auf ihrer Reise erlebten sie viele Abenteuer und machten immer wieder unerwartete Entdeckungen, die sie nicht geplant hatten. Sie entdeckten beispielsweise eine neue Art von Pflanze, fanden ein verloren gegangenes Schmuckstück und lernten eine neue Sprache.

Obwohl sie nicht den Schatz fanden, den sie gesucht hatten, kehrten die Prinzen als reichere Menschen zurück, da sie wertvolle Erfahrungen und neue Erkenntnisse gewonnen hatten.

Die Geschichte dieser drei Prinzen aus Serendip wurde später von dem englischen Schriftsteller, Politiker und Künstler Horace Walpole (1717-1797) zum Anlass genommen, um das Phänomen des glücklichen Zufallsfundes als Serendipität zu beschreiben.

Da musste ich sofort an meinen Kurs „Glückliche Zufälle – Mehr Mut und Selbstbewusstsein durch intuitives Malen mit Zufallstechniken“ denken. Dabei verwenden wir nicht-systematische Operationen, die zu einem unvorhersehbaren, weitgehend zufälligen Ergebnis führen und fördern damit die Serendipidät gewaltig. 

Was bedeutet Serendipität und was bringt es dir für dich und deine Kunst?

Serendipität bezieht sich auf das Phänomen, glücklicherweise etwas zu finden, nach dem man gar nicht gesucht hat. Sie kann in vielen Bereichen auftreten, einschließlich Kunst, Wissenschaft, Technologie und alltäglichen Entscheidungen. Sie kann dazu beitragen, dass Menschen neue Ideen entwickeln und auf Lösungen stoßen, die sie ansonsten übersehen hätten. Serendipität kann auch hilfreich für einen Perspektivwechsel sein, um den eigenen Blickwinkel zu erweitern und neue Möglichkeiten zu entdecken, indem wir unerwartete Verbindungen zwischen Ideen und Konzepten herstellen.

Im Kontext des Malens stupst dich Serendipität zufällig auf interessante Ideen, Motive, Zusammenhänge oder Techniken, auf die du absichtlich niemals gekommen wärst. So entdeckst du ganz nebenbei neue Wege, um dich in deiner Kunst auszudrücken oder bekommst Inspirationen für deine Arbeiten.

Nehmen wir an, du verschüttest versehentlich deinen Espresso auf dem Malgrund oder verwendest die übrig gebliebenen Farben von deiner Palette, damit sie nicht eintrocknen. Vielleicht entdeckst du dabei eine interessante Wirkung einer Farbmischung, die du in deinem Bild einfangen möchtest, oder der Kaffeefleck erinnert dich an deinen Waschbären, den du mit ein paar ergänzenden Linien sichtbar machst.

Vielleicht stößt du beim Experimentieren mit verschiedenen Malwerkzeugen auf eine Technik, die dich so begeistert, dass du sie künftig für deinen Malprozess nutzen willst. Oder du möchtest im Geschäft einen ganz bestimmten Stift besorgen, der aber nicht verfügbar ist, und kommst mit der fachkundigen Verkäuferin ins Gespräch. Sie empfiehlt dir eine Alternative und die stellt sich als viel besser heraus als das gesuchte Produkt. Es geht dir wie den drei Prinzen und während du etwas ganz anderes suchst, findest du so manches Goldnugget am Wegesrand. Alles ein Fall von Serendipität.

In diesem Zusammenhang ist auch der Begriff des inzidentellen oder auch impliziten Lernens von Bedeutung. Wenn du beim Malen viel experimentierst, spielst und auch den Zufall mitspielen lässt, wirst du jede Menge lernen und deine Fähigkeiten erweitern. Es passiert ganz nebenbei, ohne dass du es geplant oder beabsichtigt hast und vor allem auch, ohne dass du dich dafür besonders anstrengen und es dir hart erarbeiten musst. Es hat durchaus einen Lerneffekt und bringt wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen mit sich, wenn du einfach nur ein bisschen auf dem Papier herum kleckst und kritzelst. Lass dir das bloß nicht madig machen von Leuten, die das als völlig sinnfreie Zeitverschwendung betrachten, und rede es auch selbst nicht klein.

Das Zitat oben würde ich ein kleines bisschen verändern in: Zufälle sind unvorhergesehene Ereignisse, denen du einen Sinn geben kannst.

So ganz ohne unser Zutun funktioniert das nämlich nicht immer. Wir müssen aufmerksam und offen sein, um die zufälligen Ereignisse überhaupt wahrzunehmen, dann neugierig und interessiert genug, um uns deren mögliche Sinnhaftigkeit für uns zu erschließen.

Halte Augen und Herz stets offen für das, was rundherum passiert und sich ergibt, auch wenn es mit deinen Plänen und Zielen auf den ersten Blick nichts zu tun hat. Vermeide allzu viele und große Erwartungen beim Malen. Sonst malst du mit Scheuklappen, schaust kaum nach links und rechts, bist ständig am Vergleichen, ob das da auf dem Papier mit dem erwarteten Zielzustand übereinstimmt. Ist das nicht der Fall, meckert der innere Kritiker lautstark, wir fühlen uns frustriert, blockiert. 

Natürlich sind Serendipität und Zufall nicht die einzigen Werkzeuge, die du als KünstlerIn nutzen kannst, um neue Ideen, Techniken und Lösungen zu entdecken. Auch durch eine aktive Suche nach Inspiration und das gezielte Experimentieren mit verschiedenen Materialien und Malweisen finden sich neue Wege, um dich kreativ und schöpferisch auszudrücken.

Wir können beide Herangehensweisen – Absicht/Ziele und Serendipität/Zufall – miteinander kombinieren und für uns nutzen. Hol dir aus beiden Welten das, was du gerade am besten gebrauchen kannst!

Wie können wir unsere Serendipität und damit unser Glücks(emp)finden fördern und unsere Kreativität für neue Ideen und Lösungen ankurbeln?

1.  Sei offen für neue Ideen und Perspektiven: Versuche, deinen Horizont zu erweitern und neue Ideen aufzunehmen, indem du dich mit verschiedenen Menschen, Kulturen und Disziplinen oder eben Malweisen auseinandersetzt. Mit den Zufallstechniken beim Malen wirst du jede Menge Erkenntnisse sammeln, Dinge lernen über deine Kunst und über dich als Mensch, die dich überraschen und weiterbringen werden.

2.  Experimentieren und Spielen: Probiere neue Dinge aus und lass dich auf unerwartete Ergebnisse ein. Neues fühlt sich anfangs oft fremd und falsch an, aber bevor du es deshalb sofort ablehnst, frage dich, was du daraus für dich lernen und mitnehmen kannst. Dies trägt dazu bei, dass du neue Verbindungen zwischen Ideen herstellst, neue Möglichkeiten entdeckst und neue Lösungswege findest. Wer tut, was er immer tut, bekommt das, was er schon immer bekommen hat.

3.  Sei neugierig: Stelle Fragen und versuche das, was da um dich herum passiert, zu verstehen. So gewinnst du neue Erkenntnisse und entwickelst ein tieferes Verständnis für dich selbst, deine Kunst und die Welt.

4.  Sei mutig und gehe auch mal ein Risiko ein: Für neue Entdeckungen, positive Veränderungen und die persönliche Weiterentwicklung müssen wir auch mal aus unserer bequemen Komfortzone heraustreten und die Herausforderungen annehmen, die sich da draußen tummeln. Das erweitert die Perspektive, die eigenen Fähigkeiten, Möglichkeiten und Handlungsspielräume. Mut wird belohnt. Nicht immer mit einem Sieg, aber stets mit einer wertvollen Lernerfahrung für die Zukunft, so dass Ängste und Zweifel immer weniger über uns bestimmen. Beim Malen lässt sich das Mutigsein wunderbar üben.

Welche Künstler arbeiteten mit Zufallstechniken?

Es gibt viele Künstler, die in ihrer Arbeit Zufallstechniken genutzt haben, um neue Ideen und Inspirationen zu entdecken. Hier sind einige Beispiele:

John Cage (1912-1992):

Cage war ein amerikanischer Komponist und Musiker, der Zufallstechniken in seiner Musik nutzte, um neue Klänge und Muster zu erzeugen. Er entwickelte beispielsweise die Idee des “zufälligen Klangs”, bei der Musik durch Zufall entsteht, indem Instrumente auf unerwartete Weise gestimmt oder gespielt werden.

Jackson Pollock (1912-1956):

Pollock war ein amerikanischer Maler, der die Technik der “Action Painting” entwickelte, bei der er Farbe auf die Leinwand spritzte, goss oder strich, anstatt sie mit Pinseln oder Spachteln aufzutragen. Jackson Pollock nutzte Zufallstechniken in seiner Kunst, um die Bewegungen seines Körpers und die Energie, die er in die Arbeit investierte, direkt auf die Leinwand zu übertragen und so eine ungezwungene, expressive Form der Malerei zu schaffen. Er glaubte, dass die Verwendung von Zufallstechniken dazu beitrug, seine Kontrolle über das Ergebnis zu reduzieren und so seine Intuition und die Emotionen, die er in die Arbeit einbrachte, besser zum Ausdruck zu bringen.

Max Ernst (1891-1976):

Auch Max Ernst hat in seiner Karriere als Maler und Grafiker häufig mit Zufallstechniken gearbeitet. Er war ein führender Vertreter des Surrealismus und hatte eine Vorliebe für die Verwendung von automatischen Schreib- und Maltechniken, um unvorhersehbare Ergebnisse zu erzielen. Er entwickelte z. B. die Technik der Frottage, bei der er Papier auf texturierte Oberflächen legte und dann mit Kohle oder Bleistift darüber strich, um Muster und Formen zu erhalten, die er in seine Arbeiten einbauen konnte. Er hat auch die Décalcomanie (Farbabklatsch) verwendet, um unvorhersehbare Formen und Strukturen zu erzeugen. 

Brion Gysin (1916-1986):

Brion Gysin hat in seiner Malerei mit der “Dreamachine” gearbeitet, einem Gerät, das optische Reize durch Zufall generiert.

William Burroughs (1914-1997):

Auch Schriftsteller haben in unterschiedlicher Weise Zufallstechniken in ihrer Kunst genutzt, um neue Perspektiven zu erschließen und den kreativen Prozess zu fördern. Burroughs zum Beispiel hat die sogenannte “Cut-up”-Technik entwickelt, bei der Textpassagen zufällig zusammengeschnitten und neu angeordnet werden, um neue Bedeutungen und Assoziationen hervorzubringen.

Katrin Uffelmann (*1977): Die noch recht unbekannte Mutmalerin erstellt intuitiv mit Partner Zufall aus Wörtern einer zufällig aufgeschlagenen Buchseite hilfreiche und unterstützende Textimpulse zu persönlichen Lebensthemen erstellt. Sie nennt es “Psychologie trifft Poesie”. Ihre fantasievollen Bilder, die den Betrachter zur Entdeckungsreise und Schatzsuche in der eigenen Innenwelt einladen, entstehen ebenfalls mit Zufallstechniken.

*lach* Das musste jetzt einfach sein.

Mach dir also keinen Kopf und stress dich nicht, wenn du weder Plan noch Idee hast, was und wie du malen sollst. Fang einfach an mit irgendwas und sei es mit Kugelschreiber und Notizblock. Lass dich treiben, folge deiner Freude und Neugier und habe stets ein offenes Auge und Herz während du malst. Sei nicht so ernst, verbissen und kritisch mit dir und deinen Werken, sonst siehst du vor lauter Scheuklappen all die Schätze am Wegesrand nicht, die die Serendipität dir schenkt.

Meine „Glücklichen Zufälle“ warten auf dich, wenn du dir bei deiner kreativen (Selbst-)Entdeckungsreise Struktur und Leitfaden wünschst, dem du ganz einfach folgen kannst. Du wirst dabei spielend lernen, auch ungewöhnliche Assoziationen herzustellen, vor allem solche, die dir nützen, beim Malen und anderswo.

Ich wünsche dir ganz viel Mut und Freude dabei und sende viele Grüße aus der Mutmalerei!

KATRIN

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