Perfektionismus adé - Schnell zeichnen ist gut fürs Selbstbewusstsein und schult den Blick für das Wesentliche
Psst, mal ehrlich, bist du eher der kontrollierte, rationale Typ mit einem Hang zu Perfektionismus und hast manchmal das Gefühl, genau das könnte dir beim Malen im Weg stehen? Mit diesem Gefühl könntest du durchaus recht haben und bist damit nicht allein. Wenn du etwas dagegen tun möchtest und dir mehr Freude und Leichtigkeit beim Malen wünschst, bist du hier in der Mutmalerei genau richtig.
Perfektionismus ist scheiße
Sorry an alle zart besaiteten Gemüter, dass ich das so fäkalsprachenmäßig ausdrücke, aber ist so. Perfektionismus ist scheiße. Jede schicke Umschreibung wäre untertrieben und weniger treffend.
Um das gleich klarzustellen, reden wir hier nicht von etwas gut machen wollen, was absolut in den grünen Bereich fällt. Ich meine mit Perfektionismus die rote Zone, wenn die Angst vor Fehlern uns blockiert und lähmt, wenn wir uns selbst und das, was wir erschaffen, klein machen und ablehnen, wenn wir aufgrund eines vermeintlichen Fehlers das ganze positive und wunderschöne Drumherum gar nicht mehr wahrnehmen und schätzen können.
Warum Perfektionismus deinem Selbstbewusstsein und auch deinen Malfertigkeiten schaden kann
Manche denken, Perfektionismus ist was Gutes und hilft uns, um besser zu werden. Ich glaube das nicht. Ohne geht das viel einfacher, unbeschwerter und freudvoller, mit geht vielleicht irgendwann gar nichts mehr.
Beim Malen wird besser, wer ganz viel malt. Es braucht vor allem jede Menge Training unserer Malfertigkeiten, also malen, malen, malen. Dabei sammeln wir Erfahrungen und Wissen, ein Lern- und Trainingseffekt geht damit ganz automatisch einher.
Wenn sich das Malen aber total anstrengend, verkrampft und am Ende frustrierend anfühlt, weil du den hohen Erwartungen an dich selbst wieder nicht gerecht geworden bist, wirst du dir das wohl kaum allzu oft antun wollen und irgendwann sogar ganz damit aufhören (und dann auch nicht mehr besser werden). Ist ja auch verständlich, denn die meisten von uns malen in ihrer Freizeit, wollen Spaß haben, sich dabei entspannen, kreativ ausdrücken und ganz bestimmt keinen weiteren Stressfaktor im Leben.
Ein Perfektionist ist niemals zufrieden, denn wann ist schon jemals etwas perfekt und könnte nicht noch ein Stückchen besser sein? Wer leidensfähig genug ist, trotz Perfektionismus und den damit einhergehenden negativen Gefühlen eine Weile am Malen dranzubleiben, wird natürlich durch die Übung besser werden. Leider steigt mit der verbesserten Leistung aber nicht die Zufriedenheit.
Je besser wir werden in dem was wir tun, desto schwieriger bis unmöglich wird es, die Leistung noch weiter in Richtung makelloser Perfektion zu steigern. Immer mehr Anstrengung ist dafür nötig, der Erwartungsdruck und die Angst zu Scheitern wächst, Freude und Leichtigkeit halten sich aus dieser Klimazone fern, bis schließlich gar nichts mehr geht. Wir fühlen uns nicht gut genug, das Selbstbewusstsein wird angekratzt.
Mit Perfektionismus, einer hübschen Umschreibung für die Angst vor dem Versagen, sabotieren wir uns selbst, unabhängig von unserem aktuellen Leistungsstand. Ich denke da z. B. an Menschen, die durch viel Übung fotorealistisch malen können, von ihrem Umfeld dafür gelobt und gefeiert werden und doch selbst nur Augen für einen Makel haben, den sie (und häufig nur sie selbst) in ihrem Werk sehen und schließlich vor lauter Frust das Handtuch bzw. den Pinsel schmeißen. Schade drum, oder?
Egal, wo du auf deinem Weg gerade stehst, ob du erst mit dem Malen angefangen hast oder schon viele Jahre Erfahrung, du bist gut genug und darfst den fiesen Perfektionisten, der dir immer wieder mehr oder weniger subtil das Gegenteil einreden will, getrost loslassen und einen Malplatzverweis erteilen.
Wie das gehen soll? Entziehe dem Perfektionisten in dir die Kontrolle!
Weniger Kontrolle, dafür mehr Intuition lässt sich beim Malen üben, indem du zum Beispiel mit der nicht dominanten Hand malst, blind zeichnest (Augen verbunden oder nur auf das Motiv schauen, statt auf das Bild) oder dir eine sehr knappe Zeitbegrenzung setzt, damit du sehr schnell zeichnen musst und gar keine Zeit zum Überlegen und Bewerten bleibt. Dafür kann ich dir auch meinen kostenlosen Onlineworkshop zum intuitiven Malen ans Herz legen.
Um schnelle Skizzen oder Blitzzeichnungen soll es im heutigen Tipp gehen. In allen genannten Fällen ist klar, dass keine perfekten Abbilder zu erwarten sind, da lässt es sich leichter akzeptieren, was dabei entsteht.

Meine schnellen Skizzen zum Thema Tiere
Übung: Schnelle Skizzen oder Blitzzeichnungen
Damit du gleich ins Tun kommst, leg dir jetzt Papier und Stift bereit und klicke auf einen der beiden folgenden Links. Dort kannst du dir einen Timer stellen und bekommst für jedes Zeitintervall ein neues Motiv präsentiert, das du dann so gut es eben in der Kürze der Zeit geht zeichnest. Ich empfehle dir 30 Sekunden oder max. 1 Minute pro Motiv, nicht mehr, und das einige Minuten am Stück, um in den Flow zu kommen. Beginne z. B. mit der groben Kontur/Umrisslinie deines Zeichenobjekts und füge dann ein paar für dich relevante Merkmale und besondere Kennzeichen hinzu. Nicht denken, nicht bewerten, einfach machen, locker aus dem Handgelenk heraus und atmen nicht vergessen. ;-)
Mein Lieblingstool für diese schnellen Skizzen ist dieses hier, weil ich dort zwischen verschiedenen Motiven (Menschen, Tiere, Vegetation, Gebäude) wählen kann, auch weitere Eingrenzungen wie Ganzkörper oder Körperteile sind möglich. Das habe ich für die Tierskizzen im Bild oben genutzt.
http://reference.sketchdaily.net/de
Wenn du Menschen skizzieren möchtest, probiere auch dieses Tool. Du kannst nach Geschlecht und Altersgruppe der Modelle selektieren und ob bekleidet oder nicht.
https://line-of-action.com/practice-tools/figure-drawing#
Hier wird mit der Maus auf dem Bildschirm „gezeichnet“, das ist aber trotzdem witzig, um in wenigen Sekunden das Wesentliche darzustellen und deine Spontanität beim Zeichnen zu trainieren. Gleichzeitig wirkst du dabei mit, ein großes neuronales Netzwerk zu trainieren, um Zeichenobjekte anhand typischer Zeichnungen zu erkennen.
https://quickdraw.withgoogle.com/
Los geht’s!
Probiere dich einfach aus, verlasse deine Komfortzone, zeichne mit Freude und ohne Erwartungsdruck so gut wie es dir gerade möglich ist. Fokussiere dich auf den Malprozess und mach dir keine Gedanken über das Ergebnis. Hinterher kannst du deine Skizzen wertschätzend und liebevoll betrachten und ruhig auch mal von Herzen lachen.
Wenn du diese Übung regelmäßig durchführst, wirst du merken, wie du immer lockerer und gleichzeitig sicherer zeichnest, was deinen persönlichen Stil ausmacht, welche Stifte du am liebsten benutzt und wie du schnell die wesentlichen und charakteristischen Merkmale deines Motivs erfasst.
Viel Spaß beim schnellen Skizzieren wünsche ich dir!
Wenn du noch nicht in der Facebookgruppe der Mutmalerei bist, lade ich dich hiermit herzlich ein, um dort deine Skizzen mit anderen MutmalerInnen zu teilen oder dich in einem geschützten Rahmen mit Gleichgesinnten übers Malen auszutauschen. Wenn du richtig tief in die Mutmalerei eintauchen möchtest und lernen willst, wie du das Malen nutzen kannst, um für mehr Mut und Selbstbewusstsein zu sorgen und dich und deine eigene Bildsprache weiter zu entwickeln, ist mein Onlinekurs Glückliche Zufälle vielleicht das Richtige für dich, also schau mal vorbei!
Viele Grüße aus der Mutmalerei!
Katrin
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