Die 5 Freiheiten von Virginia Satir beim Malen

Über die Freiheit beim Malen und anderswo

Freiheit ist einer meiner wichtigsten Werte und ich glaube, sie steht bei ganz vielen Menschen ziemlich weit oben auf der Wertehitliste. Bei dir auch?

Der griechische Staatsmann Perikles soll bereits im 5. Jahrhundert vor Christus gesagt haben:

„Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.“

Keine Ahnung, ob das Zitat wirklich von ihm stammt, aber ich finde, wer auch immer das gesagt hat, hatte recht. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass eine Auseinandersetzung mit dem Thema Freiheit in der Mutmalerei dazu gehört.

Vor Kurzem bin ich wieder mal auf die 5 Freiheiten nach Virginia Satir (1916-1988), einer US-amerikanische Psycho- und Familientherapeutin, gestoßen. Die Freiheiten sollen dazu beitragen, dass wir unser volles Potenzial nutzen, ein gesundes Selbstwertgefühl kultivieren und angemessen kommunizieren können, um eine gute Beziehung zu uns selbst und anderen zu pflegen.

Das sind die 5 Freiheiten von Virginia Satir

1. Die Freiheit zu sehen und zu hören, was im Moment wirklich da ist, und nicht das, was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird.

Gemeint ist damit wohl das, was man heute gefühlt ständig liest: Achtsamkeit. Nein, das ist kein esoterischer Quatsch! Wenn wir unsere Wahrnehmung und Aufmerksamkeit voll und ganz auf das richten, was wir gerade tun, ohne zu bewerten, hat das nachgewiesenermaßen positive Effekte auf Wohlbefinden und Gesundheit. Psychische Stabilität, größere Stressresistenz, weniger Sorgen und Grübeln, eine optimistischere Grundhaltung, bessere Stimmung, gesteigerte Konzentrationsfähigkeit sind einige davon.

Keine Ahnung, wie es dir geht, aber ich hätte gerne mehr davon, denn das alles unterstützt uns in so mancher Lebenslage.

Wenn du achtsam malen willst, male und denk dabei nicht an den blöden Streit von gestern oder den nächsten Punkt auf deiner ultralangen To-Do-Liste. Klar kann es passieren, dass sich solche Gedanken einschleichen. Kein Grund, sich zu ärgern, lenke sie in diesem Fall einfach zurück aufs Malgeschehen, auf die Farben, Formen und Spuren auf dem Papier. Bewerte nicht jeden Pinselstrich, den du auf die Leinwand bringst. Akzeptiere, was ist, und lasse dich nicht von negativen Gedanken, wie du seist zu untalentiert oder deine Bilder zu viel oder zu wenig irgendwas, ausbremsen oder von Malen abhalten.

Bevor du jetzt frustriert denkst, dass es daran schon scheitert und du das nicht kannst, sei unbesorgt, das ist für jeden mal mehr, mal weniger schwierig, aber wir können das lernen, indem wir zunächst ein Bewusstsein für dieses Thema entwickeln und dann ganz viel üben bzw. malen (das klingt doch gleich viel weniger anstrengend).

2. Die Freiheit, das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke, und nicht das, was von mir erwartet wird.

Wie oft sagst oder tust du etwas, weil du denkst, dass man das so von dir erwartet oder dass „man“ das eben so macht, obwohl du etwas ganz anderes fühlst und deine innere Stimme ganz laut protestiert?

Hoffentlich ist das eher die Ausnahme als die Regel, sonst kann es passieren, dass diese innere Stimme (auch Intuition oder Bauchgefühl genannt) immer leiser wird und du schließlich die Verbindung zu dir und deinen Bedürfnissen verlierst. Das führt wiederum zu Unsicherheit, weniger Selbstvertrauen und Schwierigkeiten bei Entscheidungen.

Du bist nicht auf der Welt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen, außerdem können wir es sowieso nicht allen recht machen, egal wie sehr wir uns bemühen. Dasselbe gilt für deine Kunst. Deine Bilder müssen nicht schön sein und gefallen, erst recht, wenn wir keine Auftragsmaler sind, sondern vor allem für uns selbst malen. Trau dich, beim Malen auszudrücken, was wirklich in dir ist und nach außen möchte. Fokussiere dich auf den Prozess des Malens (damit sind wir wieder bei der Achtsamkeit) statt auf das Ergebnis. So bekommst du dabei die wertvollsten Erkenntnisse über und für dich.

3. Die Freiheit, zu meinen Gefühlen zu stehen, und nicht etwas anderes vorzutäuschen.

So ziemlich jeder möchte wohl von anderen gemocht werden, zumindest von den Menschen, die uns wichtig und nahe sind. Aber bitte nicht um jeden Preis. Die eigenen Gefühle unterdrücken, so tun als ob, ist kurzfristig vielleicht bequem, weil es mögliche Konflikte und Diskussionen vermeidet, auf Dauer aber ganz schön anstrengend und ungesund. Unsere Gefühle haben ihre Gründe, auch wenn diese uns oft nicht bewusst sind, und sie haben ihre Berechtigung.

Vielleicht malst du meistens bunte Blumen in Aquarell, lustige Comics und deine Bilder sprühen nur so vor Lebensfreude. An manchen Tagen ist dir aber eher monochrom zumute und die Fratzen, die dir vom Papier entgegen blicken, sehen ganz schön gruselig aus. Dann ist es eben so und es ist in Ordnung so wie es ist, auch solche Gefühle dürfen sein und zum Ausdruck kommen.

4. Die Freiheit, um das zu bitten, was ich brauche, anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten.

Wünschst du dir manchmal mehr Unterstützung von Menschen in deinem sozialen Umfeld, traust dich aber nicht danach zu fragen, weil du denkst, sie wollen dir sowieso nicht helfen und du seist ihnen egal, sonst würden sie doch merken, dass du Hilfe brauchst? Oder machst du dir Gedanken darüber, was sie dann von dir denken könnten, wenn du es offenbar alleine nicht auf die Reihe kriegst? Es kann auch sein, dass du andere einfach nicht mit deinen Problemen belasten möchtest.

Egal warum, solltest du in Bezug auf diese Freiheit noch gewaltig Luft nach oben feststellen, dann probiere es in der nächsten Situation, wo du Hilfe gut gebrauchen könntest, direkt mal aus und zieh nicht die übliche „ich schaffe das schon“ Nummer durch.

Wenn du z. B. denkst, du hast zu wenig Zeit zum Malen oder keinen ruhigen Ort dafür, ist es an dir, dafür zu sorgen, wenn du das möchtest. Kommuniziere, was du brauchst und wie es dir geht, dann kann dein Umfeld dich unterstützen. Bitte z. B. jemanden aus der Familie, sich mal eine Stunde um die Kinder zu kümmern, damit du Ruhe zum Malen hast, um den Kopf frei zu bekommen. Formuliere deine Bedürfnisse und die Bitte dabei ganz konkret, anstatt nur als vage Äußerung in der Hoffnung oder gar Erwartung, dass dein Gegenüber dann schon kapiert, was du dir wünschst.

Es ist meistens viel mehr möglich als wir glauben, wenn wir uns erst selbst die Erlaubnis dazu gegeben haben.

5. Die Freiheit, in eigener Verantwortung Risiken einzugehen, anstatt immer nur auf Nummer sicher zu gehen und nichts Neues zu wagen.

Das tun, was wir immer tun, ist bequem und fühlt sich vertraut und sicher an. Aber so verändert und bewegt sich nichts, wir entwickeln uns nicht weiter. Mutiges Handeln jedoch, was bedeutet, auch immer mal wieder die eigene Komfortzone zu verlassen und die Welt dahinter zu entdecken, lässt uns und unser Selbstbewusstsein wachsen.

Nutze das Malen als eine Art Trockenübung für hier und da ein kleines oder auch größeres Wagnis, male etwas Verrücktes, male auf eine bisher noch ungewohnte Weise oder an einem anderen Ort außerhalb deines stillen Kämmerleins. Was soll schon passieren? Du sammelst dabei wertvolle Erfahrungen, die du dann auch in anderen Lebensbereichen für dich nutzen kannst.

Was hält dich davon ab, diese Freiheiten (noch mehr) zu leben?

Bei der Mutmalerei entdeckst du ganz bestimmt den ein oder anderen blockierenden Glaubenssatz und findest heraus, wie du dir selbst manchmal im Weg stehst. Das muss aber nicht so bleiben und du kannst in deinem Denken und Handeln Schritt für Schritt oder Strich für Strich wieder mehr Freiheit gewinnen bzw. sie dir zurück erobern.

Wenn du Lust hast, das auf kreative Art zu tun, ist mein Onlinekurs „Glückliche Zufälle“ was für dich, denn mehr Mut & Selbstbewusstsein ist malbar. Hier findest du weitere Infos dazu.

Nimm dir die Freiheit und nimm damit dein Leben ein Stück mehr in die eigenen Hände. Nur Mut!

Katrin

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