Ein Selbsporträt malen und damit dein Selbstbewusstsein stärken

Selbstporträt vs. Selfie

Es ist nicht neu, dass Menschen sich gerne darstellen, inszenieren und zeigen. Die ersten Selbstbildnisse soll es bereits in der Antike gegeben haben. Eines der ersten Selbstporträts berühmter Maler (Mann mit rotem Turban von Jan van Eyck) stammt aus dem 15. Jahrhundert. Rembrandt (1606-1669) hat sich sehr oft, ich habe gelesen etwa 80mal in 40 Jahren, selbst gemalt und ist dabei in verschiedene Rollen geschlüpft. Dank Smartphone ist so ein Selbstporträt in Form eines Selfies heutzutage einfach umzusetzen, schnell gemacht und sehr beliebt. Der Präsident der vereinigten Staaten tut es, der Papst tut es und so wurde das Selfie sogar zum internationalen Wort des Jahres 2013.

Für alle Dinosaurier, die es nicht wissen: Ein Selfie ist ein meist mit der Digitalkamera des Smartphones  aus der Hand aufgenommenes Selbstporträt. Wenn der Arm zu kurz ist, muss ein Selfie-Stick als Armverlängerung her. Das sind diese Stangen, mit denen breit grinsende Touristen mit Wasserfällen oder anderen Sehenswürdigkeiten im Hintergrund vor ihren Gesichtern herum fuchteln.

Hand aufs Herz: Wann hast du dein letztes Selfie gemacht? Das Internet ist voller Tipps und Ideen für das perfekte Selfie und wenn man auf Instagram nach #selfie sucht, bekommt man Millionen teils recht gruselige Aufnahmen mit zahlreichen Schmollmündern zu sehen. Gruselig deshalb, weil ein großer Teil davon ein einheitliches Gesicht aufgesetzt hat, so dass von der Persönlichkeit des Individuums dahinter kaum etwas zu erkennen ist. Auch wenn ich diese grimassierenden Gesichter – Stichwort Duck Face – ehrlich gesagt ziemlich albern finde, ist das Selfie-Thema nicht völlig an mir nicht völlig vorbei gegangen. Ich dokumentiere meine Trainingsläufe gerne mal mit einem Selfie von der Laufstrecke. Ansonsten bevorzuge ich andere Motive, z. B. mein Essen, was viele mindestens genauso bescheuert finden, ich weiß.

Selbstporträt malen statt Selfie schießen

Ein Selbstporträt zeigt nicht nur unsere äußere Erscheinung, sondern auch unsere Identität, wie wir uns selbst sehen und wahrnehmen. Wo sehen wir unsere Stärken und Schwächen, was mögen wir an uns, was möchten wir eher verstecken? Je nach emotionaler Verfassung und Tagesform kann so ein Selbstbildnis immer wieder anders aussehen.

Während wir ein Selbstporträt malen, setzen wir uns mit unserer äußeren Erscheinung und unserem Wesen auseinander und kommen uns dabei näher. Wir machen uns Vieles bewusst und gewinnen dadurch im wahrsten Wortsinn an Selbstbewusstsein.

Bis zu einem gewissen Grad mag das auch mit einem Selfie möglich sein, sofern es dabei um Sein und nicht um Schein geht, aber schon allein durch den Zeitfaktor ermöglicht ein gemaltes Selbstporträt eine deutlich intensivere Auseinandersetzung mit uns selbst.

Das Erstellen eines Selbstporträts bietet neben dem Spaßfaktor eine gute Möglichkeit, unser Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu verbessern. Also auf jeden Fall ausprobieren!

Ich stelle dir drei einfache Selbstporträt-Übungen vor. Diese wurden alle von mir erprobt und für gut befunden, sind aber nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern werden in der Kunsttherapie eingesetzt. Keine Sorge, du brauchst dafür kein besonderes Talent und es geht nicht darum, ein realistisches Abbild zu erschaffen. Alles ist einfach und auf deine ganz eigene Art im Rahmen deiner Möglichkeiten umsetzbar. Nutze dafür ein Blatt in der Größe DIN A4 oder DIN A3, damit du dich locker und frei austoben kannst.

3 Selbstporträt-Übungen für ein besseres Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl

  1. Symbolisches Selbstporträt als Collage

Nimm dir ein paar Zeitschriften und schneide Dinge aus, mit denen du etwas verbindest, die dir gefallen oder die eine besondere Bedeutung für dich haben. Frage dich dabei, wie/wer du bist und wofür du stehst. Anschließend stellst du die Schnipsel als Collage zu einem Selbstportrait zusammen und klebst sie auf ein Papier oder ein Stück Pappe.

2. Verzerrtes Selbstporträt

Setz dich vor den Spiegel oder nimm ein Foto von dir zur Hand und male es zügig ohne groß nachzudenken ab. Dabei darf es richtig verrückt werden und ein verzerrtes Bild entstehen. Du kannst Teile deines Gesichts besonders groß oder klein darstellen oder sie gleich ganz weglassen. Versuche, durch verzerrte Formen oder auch Farben deine Emotionen mit auszudrücken. Wenn Worte fehlen, lass Bilder sprechen. Bei Interesse schau dir mal die verzerrten Selbstporträts des britischen Künstlers Francis Bacon (1909-1992) an. Sie sind nicht schön im klassischen Sinn, dafür aber ausdrucksstark und charismatisch.

3. Imaginäres Selbstporträt

Betrachte dich selbst einige Minuten lang aufmerksam im Spiegel als würdest du dich zum ersten Mal sehen. Präge dir dabei möglichst viele Details ein. Wie schaust du, wenn du glücklich/wütend/ängstlich bist? Nimm den Spiegel weg und zeichne locker und entspannt, was dir von deinem Gesicht in Erinnerung geblieben ist. Denk daran, das Ergebnis soll nicht aussehen wie dein Spiegelbild, sondern deine eigene Selbstwahrnehmung ausdrücken.

Wie ging es dir beim Malen? Was fällt dir auf, wenn du deine Selbstporträts betrachtest? Vielleicht schreibst du deine Beobachtungen und Erkenntnisse auf die Rückseite. Wiederhole die Übungen immer wieder mal und beobachte, wie sich verschiedene Stimmungen auf deine Bilder auswirken. Was verändert sich? Gibt es Elemente, die sich konstant in deinen Selbstporträts wiederfinden?

Ich wünsche dir viel Spaß und interessante Erkenntnisse! Nur Mut!

Katrin

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