In den letzten Wochen hatte ich das Gegenteil von „einem Lauf“. Gefühlt schleuderte mir das Leben einen Stein nach dem anderen in den Weg. Das ist nicht persönlich gemeint, ich weiß, sie sind einfach da gelandet und nun heißt es damit möglichst konstruktiv (d. h. für mich nützlich, hilfreich und sinnvoll) umzugehen.
Die Erfahrung und Selbstbeobachtung hat mir gezeigt, dass solche Steinschlag-Phasen immer dann auftreten, wenn ich keine gute Verbindung zu mir, zu meinen Gefühlen und Bedürfnissen habe und die ganze Zeit auf Autopilot unterwegs bin. Kennst du diesen Autopilot-Modus auch? Wir lassen es einfach laufen und dann läuft es eben so wie immer. Dinge passieren und unsere gewohnten Reiz-Reaktions-Ketten laufen automatisch ab.
Einerseits ist so ein Autopilot hilfreich, energiesparend und effizient, weil nicht jede Handlung erst bewusst überlegt werden muss und unsere volle Konzentration erfordert, andererseits besteht aber die Gefahr, wie passives Treibgut im Strom des Lebens dahin zu gleiten. Wir werden irgendwo hingespült, reagieren auf das, was da ist, und werden schon wieder mitgerissen, bis der nächste Felsbrocken im Weg ist oder ein Strudel uns nach unten zu ziehen droht. Dann fühlt sich der Lebensfluss sehr anstrengend und nach Kampf an und vor lauter Anstrengung kriegen wir gar nicht mit, was uns dabei begegnet oder am Ufer zu sehen ist. Während wir am Kämpfen sind und auf Autopilot von einem Punkt auf der To-Do-Liste zum nächsten treiben, weil unser Gehirn stets um Produktivität und Effizienz bemüht ist, zieht das Leben an uns vorbei und wir verpassen unzählige Gelegenheiten, einen Moment bewusst zu erleben und zu genießen. Dabei ist die Lösung so naheliegend.
Wie wäre es, den Autopilot-Modus öfter abzuschalten, wieder selbst das Steuer in die Hand zu nehmen und bewusst bzw. absichtsvoll zu handeln? Was wäre, wenn du dir zwischendurch die Umgebung genauer anschauen und wahrnehmen kannst, wie es dir gerade geht, was du brauchst, wohin du als nächstes willst und dann bewusst entscheidest, wo du auf welchem Kurs in welchem Tempo weiter fährst? Der Lebensfluss wäre immer noch derselbe mit all seinen Strömungen, Untiefen und Felsen, aber du kommst definitiv deutlich besser und reicher an positiven Momenten und Erlebnissen durch.
Wenn du siehst oder aus Erfahrung weißt, dass da wahrscheinlich ein Felsen kommt, kannst du etwas tun, um diese Situation möglichst gut zu meistern. Du kannst versuchen, den Felsen in einem großen Bogen zu umfahren oder, wenn das nicht möglich ist, zumindest dein Schiff entsprechend darauf vorbereiten, damit es höchstens ein paar Kratzer davonträgt. Vielleicht siehst du dich vor deinem geistigen Auge in dieser Geschichte auch eher als Schwimmer. Dann könntest du, bevor du morgens wieder in den reißenden Lebensfluss springst, dafür sorgen, dass du gut bei Kräften bist, weißt, wo es lang geht, worauf es dir ankommt, wie du dich fühlst und was du brauchst, um gut durch den Tag zu kommen und die nächste Herausforderung zu meistern. Du könntest einen Neoprenanzug anziehen, um dich gegen die Kälte und die scharfen Felskanten zu schützen und dir eine Thermosflasche mit heißem Tee mitnehmen, damit du dich stärken und aufwärmen kannst. Oder… du weißt schon, was ich meine.
Tipp: Schalte den Autopilot-Modus immer wieder mal aus. Handle (selbst-)bewusst und mit Absicht, anstatt dich einfach treiben und fremdsteuern zu lassen.
Dazu braucht es Zeit. Gar nicht mal so viel, aber zwischendurch immer wieder einen Augenblick, in dem du kurz innehältst, dich im Innen und Außen orientierst, dir deine Absicht vergegenwärtigst und das Steuer und sämtliche Instrumente wieder für dich passend ausrichtest und sozusagen neu kalibrierst. Diese kurzen Momente des Innehaltens sind sehr, sehr wertvoll. Kein Wunder, dass Achtsamkeit, Intentionen setzen, positive Affirmationen und sowas groß in Mode sind. Zumindest in der Theorie finden viele die zugehörigen Sprüche und Anregungen ganz gut, in die praktische Umsetzung schaffen es die guten Ideen leider deutlich seltener. Aber das lässt sich ändern und üben. Klingt anstrengend? Tja, es ist kein Selbstläufer, sich neue Sachen anzugewöhnen oder alte Gewohnheiten abzulegen. Es Bedarf etwas Übung und Durchhaltevermögen bis neue Gewohnheiten etabliert sind, aber es lohnt sich sowas von. Hier findest du mehr zum Thema "Gewohnheiten verändern".
Woran du merkst, dass du im Autopilot-Modus unterwegs bist

Täglich grüßt das Murmeltier und im Grunde arbeitest du jeden Tag einfach routinemäßig deine To Dos ab. Du bist unzufrieden und gelangweilt von deinem Alltag.
Du fährst auf deiner täglichen Pendelstrecke zur Arbeit. Eigentlich wolltest du heute eine andere Straße nehmen, um bei der neu eröffneten Bäckerei vorbeizukommen, aber du warst so in Gedanken, dass du automatisch wieder deiner Standardstrecke gefolgt bist.
Es fehlt dir an Begeisterung, Leidenschaft und Freude. Wenn jemand dich fragt, worauf du heute Lust hast, weißt du gar nicht so recht, was du antworten sollst, weil du einfach nichts fühlst.
Du liest ein Buch und realisierst, dass deine Augen zwar Wort für Wort und Zeile für Zeile über die Seite gewandert sind, du aber von dem Inhalt gar nichts mitbekommen hast, so dass du nochmal von vorne beginnen musst.
Jemand redet mit dir und du hast schon eine Antwort auf der Zunge, obwohl dein Gegenüber noch gar nicht ausgesprochen hat.
Du weißt gar nicht mehr genau, wie du von A nach B gekommen bist oder was genau du heute alles erlebt hast.
Wie du es schaffst, den Autopilot-Modus öfter auszuschalten
Morgens
Sorge dafür, dass der Autopilot nicht sofort nach dem Aufwachen aktiviert wird. Nicht gleich in den Lebensfluss springen und sofort Alltagsaufgaben routinemäßig abarbeiten, sondern erst mal kurz die Lage checken. Welche Absichten, Pläne, Wünsche, Ziele möchtest du heute verfolgen, wie möchtest du dich fühlen? Formuliere bewusst eine Intention oder eine Art Leitsatz und verknüpfe das mit den zugehörigen Gefühlen und Bildern. Du kannst deinen Leitsatz auch laut aussprechen oder aufschreiben, wenn du magst. Ein Beispiel, das bei mir zurzeit ganz vorne dabei ist: „Heute möchte ich allem was kommt ruhig und gelassen begegnen und mich an den kleinen Dingen freuen.“
Im Tagesverlauf
Baue im Verlauf des Tages immer wieder mal einen Zwischencheck ein. Wie geht es dir und wo stehst du gerade? Bist du noch im Einklang mit deinem Leitsatz? Was kannst du jetzt konkret tun oder solltest du lieber lassen, um dich dem wieder anzunähern? Es geht bei dem Zwischencheck nicht darum, deine Leistung zu überprüfen und zu bewerten, ob du auch alles gut und richtig gemacht hast. Du bist nicht besser, je mehr du in Richtung deines Leitsatzes getan hast. Es ist einfach wichtig, die Aufmerksamkeit immer wieder auf diese Dinge zu lenken, weil sich das positiv auf dein Denken, Fühlen, Handeln und damit auch auf dein ganzes Leben auswirkt. Mehr zu diesem Thema findest du in meinem Blogartikel zur selektiven Wahrnehmung & Aufmerksamkeit.
Gerade vor herausfordernden Situationen vergegenwärtige dir nochmal deine Intention und orientiere dich in deinem Tun an deinem Leitsatz, dann wirst du sie bestmöglich meistern. Wenn dein Tag extrem voll und eng getaktet ist und du diese Momente des Innehaltens schlicht und einfach vergisst, schaffe dir Anker als Erinnerungshilfe. Je nachdem, was für dich besser passt, könntest du z. B. ein Motivationsarmband mit einem Wort tragen, dass dich daran erinnert, kurz innezuhalten und dich neu auszurichten, oder du stellst für alle x Stunden einen kurzen Alarm bei deinem Handy ein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Leitsatz mir oft von ganz allein in den Sinn kommt, wenn etwas passiert, das mit meinem Leitsatz verbundene Emotionen auslöst. Wenn z. B. im Straßenverkehr Ärger über einen anderen Verkehrsteilnehmer aufkommt, denke ich „Heute möchte ich allem was kommt ruhig und gelassen begegnen…“ und schon ist ein großer Teil des Ärgers verraucht und ich kann aktiv und bewusst Maßnahmen ergreifen, die dazu beitragen, dass die Aufregung weiter sinkt (rechts ranfahren, Musik anmachen, Abstand gewinnen, atmen, meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken, usw.).
Es geht auch nicht nur um einen allumfassenden Leitsatz für dein ganzes Leben oder einen ganzen Tag, sondern du kannst viele kleine „Intentiönchen“ für einzelne Situationen formulieren, sei es ein Gespräch mit Freunden, die nächste Mahlzeit, die Fahrt zur Arbeit oder ein Arzttermin. Du kannst jede Handlung mit Absicht oder aber im Autopilot-Modus ausführen. Wenn du das Ganze mal ausprobierst, wirst du merken, dass sich die beiden Varianten ganz unterschiedlich anfühlen.
Am Ende des Tages
Am Abend kannst du den Tag reflektieren und Revue passieren lassen. Was hast du gemacht, wie ging es dir dabei, welche Menschen sind dir begegnet, welche Wege bist du gegangen oder gefahren? Erinnere dich möglichst genau und detailreich und geh alles nochmal im Geiste durch, ohne zu bewerten. Achte darauf, in welchen Momenten du im Einklang mit dir selbst und deinem Leitsatz warst. In diese Momente spüre richtig rein, fühle sie nochmal nach und freue dich darüber. Sei dankbar, dass du diese Momente erleben durftest. Speichere dieses gute Gefühl ganz tief in dir ab und trage es in dir, damit du das immer wieder abrufen kannst, auch wenn es mal nicht so gut läuft.
Warum es sich lohnt, den Autopilot-Modus immer wieder mal auszuschalten

Du verbindest dich mit dir, deinen Gefühlen und Werten, erlebst dadurch bewusst mehr gute Momente und kannst rechtzeitig gegensteuern, wenn du dich von deiner Intention oder deinem Leitsatz entfernst.
Wenn du selbst steuerst und das nicht dem Autopiloten überlässt, hast du mehr Kontrolle und Einfluss, das motiviert, fühlt sich gut an und du kommst raus aus der Opferrolle.
Situationen laufen anders ab, wenn du sie absichtsvoll durchläufst und dir vorher klar gemacht hast, was du davon erwartest und was du dir wünschst. Du kannst dadurch großen Einfluss darauf nehmen, wie es dir geht, wie du dich fühlst, aber auch auf dein Umfeld. Wenn du mit positiven Absichten in eine Begegnung gehst, wird dein Gegenüber sich anders fühlen und verhalten und die ganze Situation wird einen für alle angenehmeren Verlauf nehmen.
Bewusstes Handeln mit Absicht bringt dir Mehrwert. Du bekommst einfach mehr mit und das Leben rauscht nicht einfach so an dir vorbei. Ein Leben darf aktiv gelebt und erlebt werden.
All die kleinen Momente des Innehaltens und absichtsvollen Handelns lassen uns aufmerksam und achtsam werden gegenüber allem was in uns und um uns herum ist. Sie lassen uns immer klarer sehen und fühlen, wer wir sind, was uns gut tut und wirklich wichtig ist.
Absichtsvolles, bewusstes Handeln lässt dich fokussierter und konzentrierter sein, bringt dich mehr in deine Mitte und zurück zu dir selbst.
Wenn du dich damit bisher noch gar nicht beschäftigt hast, klingt das alles für dich vielleicht erst mal komisch. Am besten probierst du es einfach aus, dann wirst du ganz schnell spüren, was für einen Unterschied es macht.
Ich wünsche dir dabei viel Spaß und gute Erfahrungen! Nur Mut!
Katrin
P.S.: Falls du auf deinem Lebensweg schon sehr lange nur mit Automatik bzw. im Autopilot-Modus gefahren bist oder sogar nur Beifahrer warst und es dir noch an Mut und Selbstvertrauen fehlt, um das Steuer deines Lebens wieder selbst in die Hand zu nehmen und gewohnte Pfade zu verlassen, lege ich dir meinen kostenlosen Mut-Crashkurs ans Herz. Du findest dort jede Menge Inspiration und praktische Tipps für deinen Start in ein mutigeres Leben und kannst in ein paar Tagen schon viel verändern. ♥
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