Was ist Blindzeichnen?
Wie du dir schon denken kannst, geht es beim Blindzeichnen darum, etwas „blind“ zu Papier zu bringen. Du zeichnest, ohne dass du dabei auf das Blatt schaust. Deine Zeichenhand ist dabei durch die Tischplatte, ein Tuch oder einen anderen Sichtschutz abgedeckt und du schaust nur auf das Objekt, das du zeichnen möchtest, und nimmst es ganz genau wahr. So mache ich es am liebsten. Alternativ schaust du dir ein Objekt vorab genau an oder – bei vertrauten Dingen – visualisierst es direkt aus deiner Erinnerung und bringst es dann mit verbundenen oder geschlossenen Augen zu Papier.
Welche Vorteile hat das Blindzeichnen?
Der Fokus ist beim Blindzeichnen immer auf dem Objekt und nicht auf deinem Werk, auf dir, deinem Tun oder deinen (Un-)Fähigkeiten. Unser innerer Kritiker hat so keine Möglichkeit, sich in den Malprozess einzumischen und uns zu kontrollieren.
Du zeichnest einfach, ohne deine Zeichnung ständig zu bewerten. Wenn du, wie sonst üblich, beim Zeichnen aufs Blatt schaust, findet die ganze Zeit ein Abgleich statt zwischen deiner Zeichnung und dem Original und du beurteilst jeden Strich als richtig oder falsch, gefällt oder gefällt nicht.
Du kannst dich ganz dem Zeichnen hingeben, in den Flow kommen und völlig im Moment sein. Ohne Ärger über vermeintliche Fehler und ohne überzogene Erwartungen an das Ergebnis, weil das Ganze ein spielerischer Prozess ist und von Vornherein klar ist, dass da wahrscheinlich eine Art lustige Kritzelei entsteht und weniger ein realistisches Abbild.
Das Blindzeichen ist eine tolle Möglichkeit, um Achtsamkeit zu schulen und deine Wahrnehmung zu schärfen für das was du vor dir siehst. Du konzentrierst dich auf die Linienführung, die Formen und die Struktur des Motivs, was das Bewusstsein für visuelle Details und Proportionen stärkt.
Blindzeichnen ist ein guter Einstieg, um dich auf das Malen/Zeichnen einzustimmen, wenn du dich blockiert fühlst und keine Idee hast, was du malen sollst. Du kannst damit die Angst vor dem weißen Blatt überwinden und einfach ins Tun kommen.
Das Blindzeichnen bringt dich zu ungewöhnlichen Ideen und einzigartigen Ergebnissen, auf die du sonst nicht gekommen wärst. Durch den Verzicht auf visuelle Kontrolle entdeckst du neue Wege des Ausdrucks und entwickelst vielleicht einen weiteren Baustein für deinen individuellen Stil.
Blindzeichnen kann zu einem meditativen Zustand führen, bei dem der Geist zur Ruhe kommt und der kreative Flow gefördert wird.
Da du nicht auf das Papier schaust, musst du dich stärker auf die Hand-Auge-Koordination verlassen. Dies kann dazu beitragen, die Fähigkeiten im Zeichnen und Malen zu verbessern.
Fazit:
Alles in allem ermöglicht das Blindzeichnen ein spielerisches und entspanntes Herangehen an die Kunst, das Selbstkritik reduziert und dafür Vorstellungskraft, kreativen Ausdruck und zeichnerische Fähigkeiten fördert. Es ist eine großartige Übung, um die Angst vor dem Scheitern zu überwinden und die Freude am kreativen Prozess neu zu entdecken.
Wenn dich all diese Vorteile nicht überzeugt haben, es zumindest mal auszuprobieren, weiß ich auch nicht.
Du möchtest das Blindzeichnen einfach mal ausprobieren? Hier sind ein paar Ideen, damit du direkt loslegen kannst:
Setz dich vor einen Spiegel und zeichne blind ein Selbstporträt. (So ist das Bild oben entstanden.)
Stöbere im Fotoalbum, schnapp dir ein ausdrucksstarkes Foto, das dich gerade anspricht und zeichne es blind ab.
Nimm Fotos von Promis aus einer Zeitschrift oder such dir welche im Internet und portraitiere diese blind.
Es müssen nicht immer Personen sein, die du blind zeichnest, alles ist möglich, eine Landschaft, ein Stillleben oder dein Haustier.
Zeichne aufmerksam und konzentriert, aber zügig, ohne großartig nachzudenken und zu überlegen. Dabei ist es hilfreich, wenn du das Gesehene beim Zeichnen verbalisierst. „Jetzt eine kleine Welle und dann ein Stück nach oben und dann eine laaaange Linie nach rechts….“ Versuche, den Stift beim Zeichnen nicht abzusetzen. Dabei entstehen Verbindungslinien, die ganz spannend und interessant sind.
Wenn du durch bist und die für dich markanten Punkte und Linien gezeichnet hast, kommt die große Überraschung und du darfst einen Blick auf dein Werk werfen. Vielleicht magst du die Zeichnung im Anschluss noch kolorieren? Das Wichtigste bei der Sache: Hab Spaß dabei und vergiss nicht, dass es nicht darum geht, dein Motiv möglichst realitätsgetreu abzubilden.
Wenn ihr in der Gruppe seid, könnt ihr auch ein Ratespiel draus machen und euch einen Begriff überlegen oder von jemandem vorsagen lassen, den ihr dann blind zeichnet und die anderen müssen erraten, was es darstellen soll.
Die Ergebnisse sind meistens sehr lustig, interessant und überraschend ausdrucksstark.
Komm gerne in meine geschlossene Facebook Gruppe zur Mutmalerei und lasst andere an euren Erfahrungen und Erkenntnissen teilhaben.
Nur Mut!
Katrin
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