Wie du vom Aufschieber zum Macher wirst - Tipps gegen Aufschieberei, Prokrastination oder Aufschieberitis

 

Der Stein im Schuh – Ein Plädoyer gegen die „Aufschieberitis“

 

Stell dir mal vor: Du hast einen Stein im Schuh. Er ist nicht allzu groß, aber spitz und stört bei jedem Schritt mal mehr, mal weniger. Du gehst erst mal weiter und hoffst, dass er von alleine wieder aus deinem Schuh verschwindet, aber den Gefallen tut er dir nicht. Du bist ja nicht doof und weißt ganz genau, dass du einfach den Schuh ausziehen und das fiese Teil hinaus befördern solltest, aber dazu müsstest du anhalten, was zum Abstützen suchen, damit du auf einem Bein das Gleichgewicht behältst. Bücken ist anstrengend, außerdem ist es kalt und nass, zum Hinsetzen weit und breit nichts in Sicht. Bis du die Wanderschuhe aufgeschnürt hast, dauert es eine Weile und das Ganze muss ja dann auch wieder zu. Keine Lust auf den Scheiß. Wenn du das Gleichgewicht verlierst, wird am Ende  auch noch deine Socke nass, nee danke. Irgendwie wird es schon so gehen.

 

Du schüttelst deinen Fuß hin und her und versuchst, den Stein an eine Stelle im Schuh zu befördern, wo er nicht so sehr stört. Für kurze Zeit klappt das vielleicht, aber der Stein rutscht doch immer wieder in die Mitte und piekst. Das nervt, aber so weit ist es ja nicht mehr und es ist dir echt zu anstrengend und zu doof, in der Kälte mühsam die Wanderschuhe auszuziehen, auf einem Bein herum zu hopsen, nur wegen diesem blöden Stein.  Also gehst du grimmig weiter.

 

So langsam tut es weh, es piekt und reibt, wird wund. Wärst du doch am besten gar nicht erst spazieren gegangen, sondern auf der Couch geblieben, hättest du jetzt nicht diesen blöden Stein im Schuh. Die letzten Schritte humpelst du in Schonhaltung nach Hause. Deine Laune ist so richtig im Keller und als du endlich im Flur die Schuhe ausziehst, entdeckst du eine fette Blase am Fuß, wo der Stein gepiekst hat. Du schüttest den Übeltäter in deine Hand und schmeißt ihn wütend in die Ecke. Der Tag ist gelaufen.

 

Kommt dir das irgendwie bekannt vor? Hast du manchmal einen störenden Stein im Schuh oder ein anderes Problem? Wie gehst du damit um?

 

 

Die Moral von der Geschichte: Du entscheidest, wie es in deinem Leben läuft oder auch nicht

 

Aus der Distanz betrachtet, ist das Stein-im-Schuh-Problem keine große Sache - eigentlich. Im Verlauf der obigen Episode triffst du immer wieder Entscheidungen und musst dann mit den Konsequenzen dieser Entscheidungen leben. Du entscheidest, welchen Verlauf die Geschichte nimmt, wie lange sie dauert und ob sie ein Happy End hat. Solche kleinen Geschichten mögen für sich genommen unbedeutend scheinen, aber dein ganzes Leben setzt sich aus sehr vielen dieser kleinen Geschichten zusammen und du entscheidest über den Ausgang. Wie ein Puzzle, das zusammengesetzt ein Gesamtbild ergibt.

 

Wenn du also wieder mal einen Stein im Schuh hast, egal ob im wörtlichen oder übertragenen Sinn, mach dir das bewusst und triff die Entscheidung, die zu deinem Wunschleben passt, zu der Person, die du gerne sein möchtest, damit du am Ende zufrieden auf dein Lebenswerk zurück blicken kannst.

 

Wie du vielleicht mitbekommen hast, trainiere ich gerade fleißig für meinen ersten Marathon und laufe daher viele Kilometer über Stock und Stein. Dabei landen immer wieder Steine in meinem Schuh und ich habe gelernt, diese besser sehr zeitnah zu entfernen, auch wenn es gerade unbequem ist. Weil ich tatsächlich immer wieder einen Stein im Schuh habe, ist mir dieses Gefühl dabei so präsent und lässt sich super auf andere Problemsituationen übertragen. Findest du diese Allegorie auch passend?

 

 

Was du heute kannst besorgen… - Warum du dich deinem Problem besser gleich stellen solltest

 

Aufschieberitis (genannt Prokrastination) und Ignorieren hilft meistens nicht. Unangenehme Aufgaben erledigen sich nicht von selbst und ein Problem verschwindet meist nicht von alleine, sondern wird mit der Zeit immer größer und eine Problemlösung damit immer schwieriger. Wenn der Karren erst richtig tief im Dreck steckt, lässt er sich nur schwer wieder heraus ziehen. Je früher du die Aufgabe erledigst und das Problem löst, desto weniger Aufwand erfordert die Lösung und desto angenehmer, schöner und unbeschwerter ist dein weiterer Weg, weil dir es dir nicht ständig im Nacken sitzt, ein schlechtes Gewissen macht oder unerwünschte Langzeitfolgen verursacht. Du hast wieder einen besseren Blick für die schönen Dinge des Lebens, wenn dieser nicht ständig durch Steine im Schuh getrübt und abgelenkt wird. Jeder kleine Erfolg motiviert zum weitermachen, du hast mehr positive Energie und Lebensfreude und dein Selbstbewusstsein wächst. Du tätigst quasi eine Einzahlung auf dein Glückskonto, jedes Mal, wenn du dich einem Problem konstruktiv stellst oder eine unangenehme Aufgabe erledigst.

 

Es ist natürlich auch in Ordnung, wenn du dich bewusst entscheidest, ein Problem nicht anzugehen. Wichtig ist nur, dass du bei der Entscheidung ehrlich zu dir bist, damit du dann auch im Reinen mit deiner Entscheidung und ihren Konsequenzen sein und das Ganze abschließen kannst. Ehrlich sein heißt, nicht nur alles beim Alten lassen, weil der sogenannte innere Schweinehund dir das einflüstert, weil es bequemer ist oder weil du Angst hast.

 

 

Schritt für Schritt gegen die Prokrastination alias Aufschieberitis

 

Warnhinweis: Die tollsten Strategien und Tipps nützen nichts, wenn du sie nur liest  und bestenfalls wohlwollend abnickst. Wenn du die Sache wirklich anpacken und etwas verändern willst, musst du ins Tun kommen, den berühmten ersten Schritt machen und dann weiter gehen, einen Schritt nach dem anderen, bis dir diese Herangehensweise zur Gewohnheit geworden ist. Es wird dir mit der Zeit immer leichter fallen, Probleme und anstehende Aufgaben konstruktiv anzugehen.  

 

1.       Identifiziere das Problem

 

Wo piekst es gerade? In welchen Situationen macht sich immer wieder ein ungutes Gefühl in dir breit? Über welches Thema zerbrichst du dir immer wieder  Kopf oder sprichst du nur ungern? Welche unerledigte Aufgabe lastet auf deinem Gewissen oder sorgt für Stress und Anspannung? Wenn es ein großes Problem oder eine sehr umfangreiche Aufgabe ist, unterteile sie in kleinere Teilschritte und starte sofort mit dem ersten Schritt. Das kann auch die Beschaffung von Informationen sein, dass du dir Hilfe suchst oder eine neue Fertigkeit erlernst.

 

2.       Eliminiere Ablenkungen

 

Mach es dir so leicht wie möglich und eliminiere mögliche Ablenkungen. Suche dir einen ruhigen Raum, hänge ein „Bitte-nicht-stören-Schild“ an die Tür, schließe unnötige Browserfenster, schalte dein Mobiltelefon aus oder sorge zumindest dafür, dass nicht piept, blinkt oder vibriert. Am besten, du legst es gleich außerhalb deiner Sichtweite weg, damit es dir nicht deine Aufmerksamkeit klaut. Räume deinen Arbeitsplatz auf, damit du dich voll und ganz darauf konzentrieren kannst, was jetzt ansteht.

 

3.       Kümmere dich zuerst um die schwerste/unangenehmste Aufgabe

 

Beginne mit der unliebsamsten Aufgabe. Es ist unglaublich entlastend und motivierend für den Rest des Tages, wenn diese erledigt ist und alles andere geht dir umso leichter von der Hand. Energie, Willenskraft und Motivation sind begrenzt und du kannst sie nur einmal investieren. Auch aus diesem Grund empfiehlt es sich, die Aufgabe, die dich am meisten davon kostet, zuerst zu erledigen, weil am Ende des Tages vielleicht erst recht nicht mehr genug davon da ist.

 

4.       Belohne dich für auch für kleine Erfolge

 

Gerade, wenn die Aufgabe selbst für dich so gar nicht motivierend ist, sorge selbst für Belohnungen und Anreize, die du dir gönnst, wenn du die Aufgabe erledigt hast. (Einen Kaffee trinken. Mit dem Hund einen Spaziergang machen. Dein Lieblingslied hören. Eine Folge deiner Lieblingsserie schauen. Ein Bild malen oder einem anderen Hobby nachgehen.)

 

5.       Lass dich nicht von Selbstzweifeln ausbremsen

 

Du kannst das. Und wenn dir noch Informationen oder Fähigkeiten fehlen sollten, beschaffe dir diese, lerne dazu oder hole dir Hilfe und Unterstützung. Dann ist das eben dein erster Schritt. Außerdem gilt: Better done than perfect! Übertriebener Perfektionismus und ein zu hohes Anspruchsdenken halten dich bloß vom Anfangen ab.

 

6.       Stelle dich deiner Angst, akzeptiere diese, aber lasse dich nicht von ihr leiten

 

Wenn du Angst hast, dich dem Problem zu stellen (z. B. unangenehmes Gespräch mit dem Partner oder dem Chef, Zahnarztbesuch), lenke deine Gedanken auf das gute Gefühl, das du haben wirst, wenn du es hinter dir hast und steigere dich nicht in irgendwelche Horrorszenarien hinein. Kurzfristig mag es sich erleichternd anfühlen, wenn du es weiter aufschiebst, gelöst hast du es damit nicht und das schlechte Gefühl „ich müsste mal wieder zum Zahnarzt“ belastet dich weiterhin und es entstehen womöglich Folgeprobleme (Loch im Zahn wird größer, mehr Schmerzen, Behandlung aufwändiger, usw.).

 

7.       Vergiss Multitasking

 

Du musst nicht alles auf einmal erledigen. Fokussiere dich lieber voll und ganz auf die nächste anstehende Aufgabe. Mit voller Konzentration auf eine Sache wird es dir leichter fallen und zu einem besseren Ergebnis führen.

 

8.       Steh zu deinen Erfolgen

 

Rede deine Erfolge nicht klein und sei stolz auf jeden kleinen Schritt in die richtige Richtung. Mach deine Erfolge sichtbar, damit du immer wieder sehen kannst, dass du schon einiges geschafft hast. Du könntest einfach einen fetten Haken hinter erledigte Dinge auf deiner To-Do-Liste setzen oder dir für jedes Problem, dem du dich gestellt hast, ein Herz in den Kalender kleben. Denk dir etwas aus, das dir ein gutes Gefühl macht und ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

 

9.       Verarsche dich nicht selbst

 

Die Versuchung ist groß, unangenehme Situationen zu vermeiden und sich in Alibi-Tätigkeiten zu verlieren. Weißt du, was ich meine? Wenn dir z. B. auffällt, dass du ja ganz dringend mal die Fenster putzen musst, obwohl du dir eigentlich vorgenommen hattest, endlich die Steuererklärung zu erledigen. Und plötzlich sind Stunden mit lauter scheinbar nützlichen Tätigkeiten vergangen und die Steuererklärung wird wieder vertagt.

 

10.   Gib nicht auf und bleib dran

 

Es ist ganz normal, dass nicht immer alles so klappt, wie du es dir vorstellst. Es passieren Fehler oder wir fallen immer mal wieder zurück in alte Verhaltensmuster. Verurteile dich nicht dafür. Mach einfach weiter und nächstes Mal klappt es wieder besser. Langfristig wird sich deine Anti-Aufschieberitis auszahlen. Weniger Angst, Stress, Druck und schlechtes Gewissen, mehr Produktivität, Entspannung, Motivation, Selbstbewusstsein, Zeit und Energie für die schönen Dinge des Lebens.

 

 

Nur Mut, fang einfach an!

 

Viele Grüße!

 

KATRIN

 

 

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